was macht ein Unternehmensberater

Was macht ein Unternehmensberater – typischer Arbeitstag als Consultant

„Was macht ein Unternehmensberater?“ lautet eine Frage, die Nicht-Berater gerne an Consultants stellen. Die eine gültige Antwort gibt es nicht. Der Arbeitsalltag und die Aufgaben eines Unternehmensberaters hängen von der Beratungsfirma, dem Beratungskunden, dem Beratungsprojekt sowie dem Consultant selbst ab. Jedoch existiert ein Muster an Tätigkeiten, die typisch für einen Consulting Projekttag sind.


Aufgabenspektrum – Was macht ein Unternehmensberater

Obwohl sich vieles von Consulting Engagement zu Engagement und Deiner Rolle als Berater unterscheidet, gibt es eine feste Menge wiederkehrender Beratungsaufgaben. Typisch sind folgende Tätigkeiten im Beratungsprozess, methodisch untermauert in meinem Buch Consulting Methodenkoffer*:

  • Kundenprobleme erkennen und einkreisen
  • Beratungsprojekte definieren und vereinbaren
  • Schlüsselfakten erheben und sichten
  • Projektaufgaben verteilen und nachhalten
  • Strategieprojekte strukturieren und lösen
  • Umsetzungsprojekte planen und realisieren
  • Ergebnisse gliedern und dokumentieren
  • Präsentationen halten und verteidigen

Machen wir das Consulting Aufgabenspektrum plastischer. Nachfolgend schlüpfst Du in meine Rolle und bist für einen Arbeitstag Unternehmensberater. Du erfährst, an welchen typischen Beratungsaufgaben ich tagtäglich in den Consulting Projekten sitze, mit welchen Kundenakteuren ich zusammenarbeite und warum der Consulting Job so vielgestaltig ist.


Erfahrungsbericht – Typische Arbeitstag eines Consultants

06:00 Uhr: Der Wecker klingelt. Ein neuer Tag als Unternehmensberater beginnt. Bis zur letzten Sekunde kann ich leider nicht schlafen. Schließlich bedeutet ein Business Outfit mehr Zeit fürs Einkleiden. Bis das passende Hemd zum Anzug rausgesucht und die Krawatte richtig sitzt vergehen mehrere Minuten. Noch den Kaffee zum Mitnehmen geschnappt und los geht’s zum Hauptbahnhof München.

07:00 Uhr: Für heute zeigt mir mein Kalender ein ganztägigen Präsenztermin bei einem Kunden. Dieser ist nördlich der bayrischen Hauptstadt ansässig. Für die kleine Dienstreise mit dem Nahverkehr sind von Tür zu Tür rund 90 Minuten notwendig. Während der Fahrt bereite ich den Tag vor. Erster Blick gilt der Projektaufgabenliste. Welche Ergebnisse sind heute, spätestens Ende der aktuellen Woche fällig? Anschließend sind die E-Mails im Posteingang dran. Gibt es neue Infos oder Aufgaben? Welche Themen sollten an Kollegen kommuniziert werden? Was will ich heute Abend für das Projekt, den Kunden, meinen Auftraggeber und mich erreicht haben?

08:30 Uhr: Nach einer reibungsfreien Fahrt treffe ich beim Kunden ein. Einer höflichen Begrüßungsrunde folgt mein Gang zur Kaffeemaschine, wo ich mir eine nächste Portion Koffein ziehe. Dann gilt es einen freien Arbeitsplatz zu finden. Seitdem das Thema Arbeitnehmerüberlassung bei den Unternehmen Wellen schlägt, sitzen interne und externe Mitarbeiter strikt getrennt voneinander. Nicht immer bleiben für Berater genügend Schreibtische. Heute habe ich Glück, ergattere ein Platz direkt am Fenster. Bis zum ersten Interview-Meeting bleiben noch wenige Minuten. Diese nutze ich, um mich inhaltlich und mental für die zu stellenden Fragen vorzubereiten.

09:00 Uhr: Runde 1 beim Kunden. Ein klassisches 1:1 Arbeitsinterview mit einem internen Fachexperten. Thema ist die Optimierung der Produktionsprozesse durch Einführung einer Standardsoftware. Als Struktur der Frage-Antwortrunde dient meine zuvor versendete Agenda sowie meine Interviewlandkarte. In den nächsten 60 Minuten setze ich gezielt verschiedene Fragetechniken ein, um an alle Infos über den Ist-Stand der Geschäftsprozesse zu gelangen. Die Antworten des Experten halte ich im Protokoll fest. Nach dem Meeting schicke ich meine ergänzte Mitschrift mit einer Dankesnachricht und Bitte um Feedback an den internen Kollegen.

10:30 Uhr: Pause. Nicht zum Kaffeetrinken und Schwatzen, sondern für E-Mails und einer kurzen Rücksprache mit meinem Projektleiter. Auch gehe ich noch einmal durch die Tagesordnungspunkte des nun folgenden Jour Fixe.

11:00 Uhr: Unser wöchentlicher Projektregeltermin steht an. Jeder unserer Teammitglieder berichtet in knappen Worten, welche Ergebnisse in den vergangenen zwei Arbeitstagen erledigt wurde, wo es Probleme gab und welche Aufgaben in der verbleibenden Woche in Angriff genommen werden. Grundlage ist eine Aufgabenliste, intern beim Kunden Liste offener Punkte bzw. LoP genannt. Weiter berichtet der Projektleiter von Ereignissen und Entwicklungen, die Auswirkungen auf unser Projekt haben.

12:30 Uhr: Endlich, eine richtige Pause. Mittagszeit. Plaudernd geht es mit Mitarbeitern des Kunden und Beratungskollegen zur 700 Meter entfernten Kantine. In meinem Geldbeutel haben sich inzwischen etliche Essenskarten für die unterschiedlichen Kundenrestaurants angesammelt. Zeit diese einmal auszusortieren. Nach einem leichten Mahl liefert ein Espresso die perfekte Grundlage für den Nachmittag.

Was macht ein Unternehmensberater - Typischer Arbeitstag eines Consultants
Der typische Arbeitstag eines Unternehmensberaters

13:30 Uhr: Jetzt wird es schriftlich. Die Weiterarbeit an einer Fachspezifikation steht an. Grundlage sind die im 1:1 Interview gewonnenen Fakten. Ruhe und Ungestörtheit lautet nun das Gebot der nächsten Solo-Arbeitsstunde. Glücklicherweise gibt es beim Kunden kleine Räume mit jeweils einem Tisch und zwei Stühlen. In diese kann ich mich zurückziehen, fokussiert am Konzept arbeiten. Zwischendurch ertönt das Handy. Meine Frau ist dran und gibt kurz durch, was sie für heute Abend plant. Kleine Privatpausen geben Kraft.

14:30 Uhr: Für die Nachmittage benötige ich eine höhere Kaffeezufuhr. An der Maschine angekommen begegnet mir eine Beraterkollegin. Eine kurze Synchro offenbart, dass auch sie gut mit Arbeit eingedeckt ist. 10 Minuten bleiben noch, um die anstehende Telefonkonferenz zu planen. Vorbereitung ist die halbe Miete. Ein entscheidendes Prinzip für Consultants.

15:00 Uhr: Was wäre ein Tag ohne Telefonkonferenz. Heute steht ein Call mit einer ausländischen Niederlassung des Kunden auf dem Programm. Diese möchte ebenfalls die neu einzuführende Standardsoftware nutzen. Wie im Jour Fixe am Vormittag besprechen wir den Status und die nächsten Schritte. Ein Kollege aus Thailand bringt ein Problem auf den Tisch. Kurzerhand legen wir eine 10-minütige Brainstorming Session ein und erarbeiten mehrere Lösungsvorschläge zur Entscheidung. Gesprochen wird in Englisch. Das ist mühsamer als die deutschsprachigen persönlichen Meetings vom Vormittag, für den Projekterfolg aber erforderlich.

16:00 Uhr: Kein Meeting ohne Nachbereitung. Fakten, Entscheidungen und Aufgaben fasse ich erneut in einem Protokoll zusammen und versende dieses an die Teilnehmer. Zudem delegiere ich eine an mich zugewiesene Aufgabe an einen unserer Werksstudenten. Er lernt das Consulting, ich habe mehr Luft für andere ToDos. Ein Win-Win-Win für den Junior, mich und meinem Auftraggeber.

16:30 Uhr: Kurz vor Feierabend, zumindest für den Kunden. Beim Gehen kommt der interne Projektleiter an meinem Schreibtisch vorbei, erkundigt sich nach dem Projektstatus. Er macht sich Sorgen, schließlich ist der Go-Live der Standardsoftware schon für nächsten Monat angesetzt. Jetzt kommt es auf zwischenmenschliches Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen an. Gemeinsam gehen wir durch den letzten Statusbericht, argumentieren faktenbasiert. Der Projekteiter beruhigt sich, lobt und gibt mir zum Dank eine Aufgabe für den übernächsten Tag mit auf dem Weg – eine ‚synoptische Folie‚ für den Steuerkreis. Ich reserviere Zeit für das neue ToDo in meinem Terminkalender.

17:00 Uhr: Rückreise vom Einsatzort. Die Stunde im Zug nutze ich für administrative Punkte wie Reisekostenabrechnung und interne Zeiterfassung. Zudem bringe ich ein paar E-Mails auf den Weg und lassen den Arbeitstag Revue passieren. Was habe ich heute gelernt? Sind Dinge daraus auch für andere Unternehmensberater interessant? Was soll den Weg auf meinen Blog Consulting-LIFE.de und in den Consulting Methodenkoffer finden?

19:00 Uhr: Ankunft zu Hause. Noch eine letzte Aufgabe steht an. Das Packen für die morgige Fernreise zu einem Kunden in Niedersachsen. Routiniert stelle ich meine Reiseutensilien zusammen, verstaue alles in einem einzigen Koffer. Letztes Amtshandlung für heute ist das Ordern eines Taxis. Ein Fahrer für 05:30 Uhr nächsten Morgen zum Flughafen. Der restliche Tag gehört der Familie und dem Haushalt. Sind die Kinder im Bett, schnappe ich mir die Laufschuhe und trabe für 60 Minuten im Münchner Olympiapark umher. Zeit des Abschaltens und der Selbstreflexion.


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Lesetipps – Noch mehr Infos zum Berateralltag

Nachfolgende deutschsprachige Quellen werfen einen Blick hinter die Kulissen vom Alltag der Unternehmensberater. Wie dieser Blog stammen sie ebenfalls von Consultants. Details findest Du in den Rezensionen zu FRA-MUC-FRA, Grundlagen der Unternehmensberatung und Consultant-Knigge.

Letzte Aktualisierung am 15.07.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Hans Wagener: Der ganz normale Alltagswahnsinn in einer Unternehmensberatung (19min) – Praxisempfehlungen für den Berufsalltag von Consultants


Fazit – Die wichtigste Aufgabe eines Beraters

„Dem Beratungskunden dabei helfen, die Situation seines Projektes, Bereiches oder Unternehmens zu verbessern!“.

Diese allgemeine Antwort gebe ich auf die Frage „Was macht ein Unternehmensberater?“. Du unterstützt den Kunden beim Wandel von einem nachteiligen Ist-Stand zu einem angestrebten Ziel-Stand. Dabei lässt sich der Arbeitstag eines Consultants auf eine einfach Formel bringen: abwechslungsreich, menschenbezogen und intensiv.

Sicherlich ist nicht jeder Tag so voll gepackt und eng getaktet wie oberes Erfahrungsbeispiel. Nach arbeitsreichen Wochenphasen versuche ich bewusst Home-Office oder Bürotage einzulegen, um die Aktivitätslast wieder auf ein Normalmaß zurückzufahren. Balance ist wichtig. Insbesondere im sich ständig wandelnden Consulting Umfeld.


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4 Kommentare

  1. Ich wollte schon immer Anwalt werden ( bin jetzt 13) …Aber ich muss schon sagen,dass Unternehmensberater auch was Gutes ist . Welche Schulfächer muss man denn beherrschen können ?

    1. Hallo Gisela,
      danke für Deine Anfrage. Ich empfehle alle Fächer mit Analytik und Kommunikation. Beispielsweise:
      – Wirtschaft
      – Informatik
      – Sprachen (insb. Englisch)

      Hoffe das hilft Dir bei der Auswahl.

      Viele Grüße,

      Christopher

  2. Das facettenreiche Leben eines Unternehmensberaters, wie es in diesem Artikel beschrieben wird, zeigt wirklich, wie dynamisch und vielseitig dieser Beruf ist. Besonders beeindruckt bin ich von der Fähigkeit, sich schnell auf neue Situationen einzustellen und effizient in verschiedenen Umgebungen zu arbeiten.
    Die Balance zwischen fachlicher Expertise und sozialer Kompetenz scheint mir ein Schlüsselelement für den Erfolg in dieser Rolle zu sein. Dr. Schulz, wie schaffen Sie es, bei all diesen variierenden täglichen Herausforderungen Ihre Work-Life-Balance zu erhalten?

    1. Hallo Emilia,
      danke für Dein Kommentar. Drei Aspekte:
      – Mit Corona und der verbundenen Verbreitung von Remote Consulting ist die Beratungsarbeit stressfreier geworden.
      – Rhythmus und Struktur (Arbeit – Pause – Arbeit – Pause – Wiederholen) helfen bei der Balance.
      – Neue Themen (fachlich wie sozial) sind Energiespender, nicht Energiefresser.

      Viele Grüße, Christopher

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