Peter Daiser

Perfekte Präsentationen sind Kompositionen aus Inhalt, Darstellung und Darbietung – Prof. Peter Daiser im Interview

Nahezu jeden Unternehmensberater treibt sie um: die Präsentation. Ob Angebotsvorstellung, Projekt Jour Fixe oder Lenkungskreissitzung – immer wieder hast Du im Consulting die Aufgabe Deine Ideen und Ergebnisse mit Hilfe einer Präsentationsunterlage zu kommunizieren. Doch was macht die perfekten Präsentation aus? Der Inhalt? Die Aufmachung? Oder zählt einzig und allein der Referent und seine Bühnen-Performance? Nach Lektüre des sehr lesenswerten Buches Lean Presentation sprach ich mit dem Autor Peter Daiser. Im Interview erfährst Du, wie Du eine Präsentationsaufgabe in Angriff nimmst, welche Rolle die Technik spielt und ob große Bilder mit viel Freifläche nur eine vorübergehende Modeerscheinung sind.


Dr. Christopher Schulz (Consulting LIFE): Starten wir direkt ins Thema. Peter, wann und wo hast Du das letzte Mal eine großartige Präsentation erlebt?

Peter Daiser

Eine letzte tolle Präsentation erlebte ich dort, wie Du es überhaupt nicht vermuten würdest: die 2. Kommunale Fachtagung für Datenschutz an der Hochschule für Verwaltung Niedersachsen in Hannover. Der Referent Peter Leppelt, vom Hintergrund Elektroingenieur und heute Mitglied im digitalRat.niedersachsen, hat mit seinem Präsentationsthema IT-Sicherheit das Publikum regelrecht umgehauen.

Was macht den wichtigsten Unterschied zwischen einer guten und einer perfekten Präsentation aus: Inhalt, Unterlagengestaltung oder Redner inkl. Darbietung?

Betrachte einen Präsentationen in ihrer gesamten Breite. Setze dazu an den folgenden Punkten an:

  • Passt die Kommunikationsform ‚Präsentation‘ überhaupt zur Vermittlung der Inhalte und zu den Rahmenbedingungen?
  • Welches Ziel soll erreicht werden: Information, Entscheidung oder Aktion?
  • Wie wird das Ziel effizient erreicht? Auf welche Weise kann es gar übererfüllt werden?
  • Sind die Botschaften auf die Empfänger und die Situation zugeschnitten?

In einer idealen Welt merkt das Publikum gar nicht, dass es eben gerade Deiner Präsentation gelauscht hat. Vielmehr wird der Zuhörer zum Zuschauer, der gerade ein unterhaltsames Theaterstück oder einen spannenden Film sieht. Dazu bedarf es einer sorgsamen Komposition aus Inhalt, Darstellung und Darbietung – wobei der oder die Vortragende das Kernstück sind.


In einer idealen Welt merkt das Publikum gar nicht, dass es eben gerade Deiner Präsentation gelauscht hat.


Das heißt übersetzt: Bleibt mir am Abend vor einer Präsentation nur noch eine Arbeitsstunde, dann sollte ich mich vor allem auf die Performance und mich als Sprecher konzentrieren?

Das würde ich nicht tun. Je weniger Zeit Dir für die Vorbereitung bleibt, desto systematischer solltest Du die Sache angehen. Verschaffe Dir im ersten Schritt über folgende Aspekte Klarheit:

  • Präsentation einer Idee oder eines Ergebnisses
  • Ziele, Empfänger und Inhalte
  • Art & Weise

Insbesondere in zeitkritischen Situationen ist weniger mehr. Keep it simple. Keep it lean. Daher: Klare Botschaften, empfängerorientiert, reduziert auf das Notwendige.

2019 erschien Dein Buch Lean Presentation, zu diesem Zeitpunkt nicht das erste Buch zum Konzipieren und Halten von Präsentationen. Worin bestand Dein Hauptanliegen beim Schreiben des Playbooks?

Ich beschäftige mich seit über 20 Jahren mit dem Thema Präsentieren und tatsächlich gibt es am Markt auch einige gute Bücher zu diesem Thema. Nichtsdestotrotz besteht immer noch massiver Handlungsbedarf. Egal wo ich hinkomme, die Leute machen häufig noch viele grundlegende Fehler.

Beispielsweise starten viele die Präsentationsvorbereitung direkt in PowerPoint. Die Konzeptphase wird einfach übersprungen. Das ist als ob ich ein Haus baue, ohne vorher einen Plan zu erstellen oder einen Film drehe, ohne ein Drehbuch zu haben. Darüber hinaus kleistern viele Vortragende immer noch ihre Folien mit Details zu.

Die Präsentation ist ein geniales Tool, aber es muss zu den Inhalten und der Situation passen. Leider hat sich PowerPoint & Co. zu einer omnipräsenten Veranstaltung entwickelt. Das ist ein großer Fehler. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass in 80 Prozent der Fälle eine andere Kommunikationsform als die Präsentation hilfreicher gewesen wäre.

Hier möchte ich mit meinen ins Buch gegossenen Erfahrungen einen Beitrag leisten. Ich möchte Menschen dazu befähigen, besser zu kommunizieren, andere zu inspirieren und zu motivieren. Es geht um effiziente und effektive Kommunikation mit dem Hilfsmittel Präsentation. Einfach. Klar. Praxisnah.


In 80 Prozent der Fälle wäre eine andere Kommunikationsform als die Präsentation hilfreicher.


Im Buch gehst Du auf die inhaltlichen Aufbaustile Trichter, Pyramide und Story ein. Fahre ich richtig, wenn ich im Unternehmen mittels Pyramide kommuniziere, auf Konferenzen per Story?

Wie zuvor angesprochen zählt nicht nur die Situation in der die Präsentation eingebettet ist, sondern auch ihr Ziel, die Empfänger, die Inhalte sowie die Art und Weise. Als Vortragender kennst Du alle drei Methoden und wählst die passendste. Leider gehen viele Präsentationsratgeber nur auf eine Form ein und verkaufen diese dann als heiligen Gral.

Die Trends in der Foliengestaltung zeigen seit einigen Jahren in eine klare Richtung: große Bilder, reduzierter Text, viel Freiflächen. Nur eine zwischenzeitliche Modeerscheinung?

Wir werden heute rund um die Uhr mit Information überschüttet. Da brauchen wir meines Erachtens nicht auch noch kleinteilige Folien an der Wand, die versuchen, textlich zu überzeugen, während ein Redner daneben steht, der mit seinem Feuer, die Leute begeistern könnte, aber leider im Off neben der hell erleuchteten Folie untergeht.

In meinem Buch zitiere ich hierzu Daniel Kahneman und sein Buch Schnelles Denken, langsames Denken. Seine Erkenntnisse und der Trend in der Werbung, Film und Fernsehen gehen in eine klare Richtung für mich: Lean Presentation. Wir müssen Menschen in unserer Information-Overload-Zeit mit kurzen prägnanten Inhalten und Bildern abholen – für Details gibt es andere Formate.


Wir müssen Menschen in unserer Information-Overload-Zeit mit kurzen prägnanten Inhalten und Bildern abholen.


Letzte Frage: Durch welches technisches Gadget könnte ich in einer Präsentation das Publikum positiv überraschen?

Tatsächlich bin ich sehr skeptisch was den Einsatz neuer technischer Spielereien wie Software, Echtzeitinteraktion oder Präsentationsgadgets angeht. Bisher habe ich regelmäßig erlebt, dass beim Einsatz etwas schiefgeht.

Für mich ist die Technik nur ein Hilfsmittel. Es geht um das Publikum und den Vortragenden. Das Hilfsmittel der Präsentation ist nur ein Baustein, der hilft, die Wirksamkeit zu erhöhen. Wenn die Zuhörer sich zu stark auf die Technik einlassen, lenkt das nur vom Vortragenden ab: Aber es ist immer der Mensch, der das Publikum begeistert. Daher: Spotlight auf den Speaker!

Vielen Dank für das Interview und eine gute Reise nach Hannover.

Das Interview führte Christopher Schulz mit Peter Daiser in München, 09. Februar 2020.


Prof. Dr. Peter Daiser im Gespräch – Interview-Audiomitschnitt
Wann eignet sich die Präsentationsform Trichter, wann die Pyramide? Warum enthalten gute Präsentationen wenig Text? Alle Details zu Lean Presentation kannst Du im rund 19-minütigen Audiomitschnitt nachhören.


Über den Interviewpartner Peter Daiser
Prof. Dr. Peter Daiser ist Geschäftsführer von NSI/HSVN und Leiter des ID2 | Instituts für Digitalisierung & Datenschutz. Als Führungskraft und leidenschaftlicher Professor, Berater und Redner arbeitet er jeden Tag daran, Menschen zu informieren, zu befähigen und zu inspirieren. Er setzt Impulse, zeigt neue Perspektiven auf und gibt richtungsweisende Erkenntnisse mit auf den Weg: Für mehr Innovation, effektivere Kommunikation, bessere Performance und erfolgreichere Transformationsprozesse. Im Herbst 2019 ist sein aktuelles Buch Lean Presentation erschienen.

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