Die OODA Loop – in zeitkritischen Situationen entscheiden
Als Projektleiter, Manager oder Wissensarbeiter bzw. deren Berater bist Du mit folgenden Fragen konfrontiert:
- Wie können wir in zeitkritischen und ungewohnten Situationen strukturiert eine Entscheidung herbeiführen und umsetzen?
- Womit machen wir aus spontanen Bauchentscheidungen systematische und nachvollziehbare Beschlüsse?
- Welches Denkwerkzeug hilft uns bei der Wahl einer Handlungsoption mit kurz- und mittelfristigen Zeitrahmen?
Unterstützung findest Du in der OODA Loop und in dem Verfahren der 6-stufigen Entscheidungsumsetzung.
Ergebnis: Entscheidungsoptionen rasch herausgearbeitet, Entscheidung gefällt und Umsetzung in Angriff genommen
Teilnehmer: mind. 1 Person
Dauer: mind. 1 Minute für einen OODA Loop Zyklus
Utensilien: ggf. Zettel bzw. Flipchart/Whiteboard/Metaplan-Wand & Stifte
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Zweck
Die OODA Loop (Deutsch ausgesprochen: ‚Udu Lup‘, OODA Schleife) hilft Dir bei einer vielschichtigen Sachlage rational und strukturiert zu entscheiden. Nutze das pragmatische Entscheidungsmodell speziell in zeitkritischen und unübersichtlichen Situationen.
Der Begriff steht für die vier Phasen einer Entscheidung: Observe – Orient – Decide – Act, im Deutschen Beobachten – Orientieren – Entscheidungen – Agieren. Das Wort ‚Loop‘ kennzeichnet das zyklische Vorgehen der Technik. Nach einem Durchlauf der vier Phasen startest Du bedarfsorientiert erneut.
Kerneigenschaft der OODA Loop ist die gezielte Trennung zwischen Beobachtung und Orientierung. Bewusst durchbrichst Du mit der OODA Loop den Automatismus von Reiz und Reaktion. Du legst einen Stopp ein und observierst. Statt aus dem Bauch heraus unmittelbar irgendetwas zu beschließen, reflektierst Du die Situation und entscheidest Dich anschließend bewusst für eine optimale Handlungsoption.
Anders als der 6-stufige Entscheidungsrahmen FOR-DEC Methode geht es bei der OODA Loop um kurz- und mittelfristige Entscheidungen im hektischen Tagesgeschäft.
Aufbau
Die Buchstaben des Akronyms OODA stehen für die vier sequentiellen Entscheidungsphasen.
Observe (Beobachten) – „Was nehme ich wahr?“
Am Anfang steht das Bewusstsein für die Situation.
- Welche Reize wirken ein?
- Was ändert sich?
- Was bleibt unverändert?
- Wie gestaltet sich der Kontext?
Orient (Orientieren) – „Was heißt das für mich?“
In Schritt 2 entwickelst Du ein Verständnis für die Situation.
- Welche Dinge sind die Wichtigsten?
- Was kann ausgeblendet werden?
- Welche Optionen bieten sich?
- Was passiert, falls nicht entschieden wird?
Decide (Entscheiden) – „Für was entscheide ich mich?“
Nun steht die Entscheidung für eine der Optionen an in der aktuellen Situation an.
- Welche Alternative ist aus aktueller Sicht am aussichtsreichsten?
- Welche Option verursacht kurz-, mittel- bzw. langfristig den höchsten Nutzen bzw. geringsten Schaden?
- Wofür hätte ich mich in der Vergangenheit entschieden?
- Wie würden Freunde, Kollegen, Wettbewerber etc. jetzt votieren?
Act (Handeln) – „Was sollte ich jetzt tun?“
Im letzten Schritt führst Du die Entscheidung aus und nimmst damit Einfluss auf die Situation. Das Spektrum reicht von kleinen Mikroaktionen bis zu großen lebensverändernden Maßnahmen.
- Was muss als nächstes angegangen werden?
- Welcher Schritt ist die logische Konsequenz der Entscheidung?
- Wer kann bei der Umsetzung mitwirken?
- Bis wann müssen erste Ergebnisse vorliegen?
Anschließend startet der Zyklus erneut.
Anwendung
Die OODA Loop lässt sich allein oder im Team einsetzen. In beiden Fällen wird eine Entscheidung entlang von vier Phasen gefällt und umgesetzt.
1. Umgebung beobachten
Statt prompt auf einen Reiz zu reagieren, widerstehst Du dem ersten Handlungsimpuls. Du hältst Inne, nimmst Dir bewusst Zeit und analysierst die Situation. Rasches Datensammeln ist angesagt – mit allen angebrachten Sinnen.
2. Handlungsspielraum prüfen
Jetzt erst interpretierst Du die verfügbaren Infos. Der in Phase 1 eingeräumte Abstand erlaubt, Deine Emotionen gegen Rationalität zu tauschen. Interpretiere und reflektiere die Daten. Hinterfrage Annahmen und blinde Flecken. Decke Widersprüche und Inkonsistenzen auf.
Nutze Dein Wissen, Deine Erfahrungen und weitere Denkmodelle des Consulting Methodenkoffers und anderen Disziplinen um verschiedene Handlungsoptionen herauszuarbeiten.
3. Entscheidung treffen
Entscheide Dich nun für die zum aktuellen Zeitpunkt optimale Option. Je genauer die Beobachtungs- und Orientierungsphase, desto bessere Entscheidungen kannst Du jetzt treffen.
Halte auch die zu Grunde liegenden Annahmen fest. Durchläufst Du die OODA Loop noch einmal, kannst Du auf diese Weise prüfen, ob Deine Prämissen weiterhin zutreffen und die ausgewählte Alternative damit immer noch die Beste ist.
4. Entscheidung umsetzen
Realisiere die für die Entscheidung erforderlichen Schritte. Mit aller Konsequenz. Erreichst Du Dein Ziel, bist Du fertig. Scheint der eingeschlagene Weg nicht der Richtige zu sein, durchläufst Du die OODA Loop erneut. Nur hast Du jetzt einen Vorteil: Durch Dein Handeln verfügst Du in der weiteren Iteration über zusätzliche Daten.
Dem ersten Aktionsimpuls zu widerstehen ist gerade zu Beginn ungewohnt. Du durchbrichst eingefahrene Muster. Nach etwas Übung geht die 4-Phasen Methode jedoch rasch in Fleisch und Blut über. Sie wird zum festen Automatismus.
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Beispiele
Das verlorene Beratungsprojekt
Leider hast Du und Dein Team ein wichtiges Beratungsangebot verloren. Ihr seit frustriert. Zu Recht. Der potentielle Kunde hat Euch in den Bedarfsanalyse-Meetings Hoffnung gemacht, auch habt ihr insgesamt über acht Arbeitstage in die Consulting Offerte gesteckt.
Du könntest jetzt spontan reagieren und Deinem Ärger vor Mitarbeitern, Kollegen und vielleicht sogar Kunden Luft machen. Oder Du durchläufst die OODA Loop.
Observe
- Was hat uns der Nicht-Kunde bei der Absage alles mitgeteilt?
- Wer erhält stattdessen den Zuschlag für das Beratungsprojekt?
- Was meint das Angebotsteam zur Niederlage?
Orient
- Wie können wir den verlorenen Kunden an anderer Stelle helfen?
- Welche alternativen Beratungsprojekte stehen an?
- Wie können wir das erarbeitete Angebotskonzept für alternative Zwecke recyceln?
Decide
- Ist es angebracht den verlorenen Kunden um eine Nachbesprechung zu bitten?
- Können wir unsere Beratungsunterlagen mit den entwickelten Graphiken, Modellen und Methoden anreichern?
- Sollten wir das erstellte Material anonymisieren und als Blogartikel oder Fachbeitrag publizieren?
Act
- Wann führen wir eine Lessons Learned Sitzung durch?
- Wie bleiben wir weiterhin mit dem Nicht-Kunden in Kontakt?
- Wer schreibt einen Blogbeitrag über die in der Angebotsphase gewonnenen Erkenntnisse?
Vor- & Nachteile
Pro
- Mit der OODA Loop machst Du sonst implizit ablaufende Entscheidungsprozesse sichtbar. Statt irgendwie für eine erstbeste Option zu votieren, beschließt Du eine Sache rational und systematisch.
- Insbesondere in stressigen Situationen mit unklarer Sachlage verleiht Dir die einprägsame Technik eine stabile Denkstruktur.
Contra
- Zu Beginn ist Unterscheidung zwischen Beobachten, Orientieren und Entscheiden sehr ungewohnt. Je häufiger Du die OODA Loop jedoch anwendest, desto stärker verinnerlichst Du die strikte Trennung zwischen den Entscheidungsphasen.
- Wie die FOR-DEC Methode gibt Dir auch die OODA Loop keine Hinweise über Entscheidungsprozesse oder dem Ermitteln von Anforderungen.
Praxistipps
Tipp 1 – Vor Entscheidung für 5 Sekunden pausieren
Gewöhne Dir in verworrenen Situationen an, vor einer schwierigen Entscheidung für genau 5 Sekunden zu pausieren. Sammle in der kurzen Zeitspanne Daten über den Entscheidungsgegenstand und das Umfeld. Nenne anschließend laut die Handlungsoptionen samt Vor- & Nachteilen. Erst dann entscheidest Du.
Diese Technik lässt sich auch prima in Gesprächen anwenden. Wenige Sekunden bewusster Pause verzeiht Dir jeder. Auch bindest Du mit dem mündliche Durchgehen der Alternativen Dein Umfeld ein.
Tipp 2 – OODA Loop für Wettbewerber anwenden
Militärs und Sportler lernen neben ihre eigene OODA Loop auch die OODA Loop für den Gegner zu durchlaufen und die eigenen Entscheidungen darauf auszurichten.
- In welcher Situation steckt das Gegenüber?
- Welche Alternativen bieten sich ihm?
- Was wird der Gegner als nächstes tun?
Verwende das Konzept in Situationen des Wettbewerbs und beziehe in Deinen Plan die wahrscheinlichen Aktionen des Kontrahenten ein.
Tipp 3 – Status Quo als Option betrachten
Nicht immer ist eine Handlung auch erforderlich. Häufig ist auch der Status Quo – also das Nichtstun – eine mögliche Alternative.
Überlege, welche positiven und negativen Konsequenzen das Verharren im Ist-Zustand mit sich bringt. Und entscheide Dich ganz bewusst für das Festhalten an der momentanen Situation.
Tipp 4 – Mit weiteren Methoden verbinden
Hast Du für Deine Entscheidung etwas mehr Zeit, eigenen sich die zwei Schritte Observe und Orient prima in Kombination mit anderen Consulting Methoden.
- Verwende die 6-Hüte-Methode, die 6-3-5 Methode, das Brainstorming, SCAMPER oder die SWOT Analyse um die Vor- und Nachteile für eine Option herauszuarbeiten.
- Setze auf die Nutzwertanalyse oder den Paarweisen Vergleich zur strukturierten Bewertung der Alternativen.
- Am besten Du schaltest bei größeren Entscheidungen zur FOR-DEC Methode um.
Tipp 5 – Mitmenschen in Entscheidung einbeziehen
Nicht für jede Entscheidung musst Du die OODA Loop allein durchlaufen. Beziehe Dein Umfeld ein.
- Befragt Dich ein Mitarbeiter oder Juniorkollege nach einer Entscheidung antwortest Du: „Wie würdest Du entscheiden?“.
- Wirst Du von einem Kollegen oder Vorgesetzten mit einer Entscheidung konfrontiert entgegnest Du: „Wie wurde in der Vergangenheit mit solchen Fragen umgegangen?“.
- Geht es in einer Strategiesitzung um ein komplett neues Feld wirfst Du die Frage „Was würde Unternehmen XY an dieser Stelle tun?“ in den Raum.
Mit Gegenfragen regst Du Dein Umfeld zum Nachdenken an. Zugleich verschaffst Du Dir Zeit Informationen zu sammeln und Dich zu orientieren.
Ursprung
Als der Erfinder der OODA Loop gilt der Militärstratege und Kampfjetausbilder John Richard Boyd. Das Ziel des US-Amerikaners und Oberst war es, den Air Force Piloten ein Denkwerkzeug an die Hand zu geben mit dem sie im Gefecht schneller bessere Entscheidungen fällen konnten als der Gegner.
Boyds Technik fand Anklang. Wurde der OODA Loop zunächst nur in Militärkreisen eingesetzt, so fand die Methode bald Eingang in Bereiche wie Sport, Polizei & Rettungskräfte und eben Unternehmen. Um den Initiator zu ehren nennen einige den Ansatz auch Boyd Cycle, Boyd Loop bzw. Boyd Kreis.
Bonusmaterial
Decision Skills: The OODA Loop: A Competitive Decision-Making Tool (5 min) – Kurzvorstellung der Technik am Beispiel von Kampfjets und Geschäftssituationen
- Wikipedia: John Boyd (military strategist) – ausführlicher Wikipedia Eintrag über John Richard Boyd und sein OODA Loop Konzept
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