Der Feature Tree – Produktmerkmale hierarchisch darstellen
Als Produktverantwortlicher, Entwicklungsleiter oder Produktlinienmanager bzw. deren Berater bist Du mit folgenden Fragen konfrontiert:
- Wie können wir die diversen Elemente unseres Produktes übersichtlich darstellen?
- Was hilft uns bei der Planung eines Produktentwicklungsprojektes?
- Womit lässt sich die Varianz in einer Produktfamilie kompakt visualisieren?
Unterstützung findest Du im Feature Tree und der hierarchischen Zerlegung eines Produktes.
Ergebnis: Feature und Sub-Features eines Produktes ermittelt und visualisiert
Teilnehmer: mind. 1
Dauer: ab 15 min (je Umfang und Detailtiefe)
Utensilien: Whiteboard/Flipchart/Metaplan-Wand, Karten & Stifte oder Notebook & Office Software
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Zweck
Ein Feature Tree erlaubt Dir die Eigenschaften und Fähigkeiten eines neuen oder bestehenden Produktes bzw. einer Produktlinie übersichtlich darzustellen. Das Produkt kann dabei realer sowie virtueller Natur sein, damit also physische Dinge wie auch Software betreffen.
Nutze den hierarchischen Visualisierungstyp, um…
- den Scope des Produktkerns und möglicher Erweiterungen darzustellen,
- die Produktentwicklung und die Featureveröffentlichung zu planen sowie
- fehlende Merkmale und Funktionen zu identifizieren.
Je tiefer Du in einem Feature Tree hinabsteigst, desto höher sein Detailgrad.
Gelegentlich wirst Du in der Literatur und Praxis auf die englischen Synonyme F-Tree, Feature Model oder Feature Diagram bzw. ihre eingedeutschten Pendants stoßen.
Aufbau
Feature Tree – „Welche Eigenschaften und Fähigkeiten hat ein Produkt?“
Ein Feature Tree ist ein Baumdiagamm. Je nach Produkt und Betrachtungstiefe, kann dieses einfach und übersichtlich jedoch auch vielschichtig und anspruchsvoll ausfallen.
Ergänze ein Feature Tree mit nützlichen Meta-Informationen, wie dem Produkttitel, den verantwortlichen Autoren und dem Datum der letzten Aktualisierung.
Feature – „Worin besteht die konkrete Produkteigenschaft?“
Das Feature (auch Komponente, Eigenschaft, Fähigkeit, Funktion oder Qualitätsmerkmal) eines Produktes kann ein Hardwareelement, eine Softwarefunktion, eine Qualitätseigenschaft oder eine Parametereinstellung sein. Modelliere Features als abgerundete Rechtecke und markiere sie bei Bedarf als optional oder verpflichtend. Ergänze zudem Zusatzinformationen wie die Geschäftspriorität, den Entwicklungszeitpunkt oder die Betriebskosten.
Verbindung – „In welche Teilfeatures unterteilt sich ein Feature?“
Features können Sub-Features enthalten, welche wiederum erneut Sub-Features besitzen etc. Dabei hat ein Feature entweder keine oder mehr Sub-Features. Modelliere die hierarchische Beziehung zwischen Features als durchgezogene Verbindungslinie (auch Verzweigung, Kante oder Ast). Somit entsteht eine Baumsstruktur in deren Wurzel – dem Ursprungselement – der Produktname steht.
Auf Wunsch kannst Du optisch in den Verbindungen signalisieren, ob ein Feature…
- genau eines der möglichen Sub-Features besitzt (Alternative) bzw.
- mindestens eines der möglichen Sub-Features besitzt (Oder).
Anwendung
Einen Feature Tree erstellst Du für Dich allein oder im Rahmen eines Workshops im Team. Durchlaufe in beiden Modi folgende Schritte:
1. Scope festlegen
Präzisiere zunächst die Zielgruppe und den Betrachtungsumfang Deines Feature Trees.
- Wer verwendet die Darstellung für welchen Zweck?
- Was umfasst das Produkt bzw. die Produktfamilie?
- Existieren bereits Produktbeschreibungen, die sich für die Modellierung heranziehen lassen?
2. Features modellieren
Sichte vorhandene Produktbeschreibungen. Modelliere dann den Feature Tree vom Groben ins Feine, beginnend mit dem Produktnamen in der Wurzel. Ergänze zunächst nur die Features. Nutze Vorgänger- und Wettbewerbsprodukte als Inspirationsquelle. Bestimme, ob es sich um ein verpflichtendes oder optionales Feature handelt.
3. Verbindungen ergänzen
Bringe die Feature in eine hierarchische Reihenfolge. Entscheide, ob es sich bei den Sub-Features um Entweder-Oder-Alternativen oder Oder-Optionen handelt und markiere die Verbindungslinien entsprechend.
4. Feature Tree nutzen
Kommuniziere und verwende Deinen Feature Tree, beispielsweise für die Anforderungserhebung, die Produktplanung oder das Status-Reporting.
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Beispiele
Feature Tree für ein Berater-Notebook
Untere Abbildung zeigt den unvollständigen Feature Tree für ein Berater-Notebook zum Zeitpunkt der Konfiguation.
Der Consultant hat die Auswahl zwischen zwei Prozessoren. Bei der Farbe und dem Betriebssystem muss er sich für schwarz bzw. Windows 10 entscheiden. Dagegen darf er bei der Festplatte zwischen 256 GByte und 512 GByte Speicher wählen. Optional kann er einen Ersatzakkumulator dazubestellen bzw. seine Tastatur beleuchtet, wasserdicht oder beides auswählen.
Vor- & Nachteile
Pro
- Ein Feature Tree ist eine einfach verständliche Visualisierungsform. Sowohl fachlich als auch technisch versierte Personen verstehen schnell das Konzept.
- Ob physisches oder virtuelles Produkt – ein Feature Tree lässt sich flexibel einsetzen. Auch die Darstellung von Service Optionen ist möglich.
- Auch hohe Produktvarianz lässt sich mit einem Feature Tree kompakt und übersichtlich zusammenfassen.
Contra
- Ein Feature Tree suggeriert die vollständige Erfassung aller möglichen Ausprägungen eines Produktes. Er zeigt nicht, was fehlt bzw. aus Kundensicht ergänzt werden sollte.
- Der Begriff ‚Feature‘ ist mehrdeutig. In Folge kann ein Feature Tree missverstanden und falsche Schlüsse gezogen werden.
- Feature-übergreifende Eigenschaften und Zusammenhänge kann das Konzept nicht darstellen. Zusätzliche Konzepte wie textuelle Regeln sind hierfür erforderlich.
Praxistipps
Tipp 1 – Feature Tree visuell erweitern
Ergänze die Features durch visuelle Elemente und erhöhe damit die Ausdrucksmächtigkeit Deines Baumes. Einige Anregungen:
- colorierte Umrandungen aller Features im Scope eines Projektes
- Schattierungen zur Charakteresierung des Featuretyps
- Einfärbungen von Features für die nächste, übenächste bzw. spätere Veröffentlichung
- Symbole zur bildhaften Unterstützung eines Feature
Spendiere Deinem Feature Tree eine Legende zwecks eindeutiger Interpretation.
Tipp 2 – Baum aus Bestandsergebnissen ableiten
Ein prima Ausgangspunkt für einen Feature Tree ist der inhaltsorientierte Projektstrukturplan. Auch aus einem Morphologischen Kasten lässt sich ein Feature Tree unmittelbar ableiten. Übersetze dazu die Parameter in Features bzw. die Ausprägungen in Sub-Features.
Tipp 3 – Feature Tree durch Regeln ergänzen
Ergänze wichtige Feature-übergreifende Geschäftsregeln textuell unter Deiner Baumdarstellung und erweitere somit die Ausdrucksstärke. Beschränke Dich dabei auf die wichtigsten Regeln.
Tipp 4 – Baum für Querdarstellung optimieren
Gerade bei einem komplexen Produkt bleibt es nicht aus, dass Dein Feature Tree stark in die Tiefe geht. Auf ein horizontales DINA4 Blatt passt diese Darstellung auch gut. Möchtest Du den Baum jedoch auf einer Präsentationsfolie einfügen, dann ist die klassische Darstellungsform jedoch ungeeignet.
Nutze bei Querformat besser eine Präsentation analog dem Ishikawa Diagramm. Der Kopf enthält den Produktnamen, die Gräten und Unter-Gräten die Features und Sub-Features.
Ursprung
Laut Wikipedia entstanden Feature Trees Anfang der 1990er Jahre im Rahmen der Feature-orientierten Domänanalyse (Feature-Oriented Domain Analysis, FODA) von Produktlinien.
Über die Zeit sind zahlreiche Varianten und Notationsformen für das Baumdiagramm hinzugekommen.
Bonusmaterial
Seilevel: Seilevel RML Feature Tree Model (2 min) – das Konzept zusammengefasst in einem Kurzclip
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