Top-Beratung

Die Top-Beratung – drei deutsche Consulting Qualitätssiegel im Überblick

Und wieder blinkt mir das orangefarbene Logo von einer Consulting Webseite entgegen. Stolz verkündet es: ‚Beste Berater 2020‘. Links in Hochschrift lese ich ‚Brand eins Thema‘. Keine Frage – die Auszeichnung als Top-Beratung wirkt. Wer will nicht von einem deutschen Wirtschaftsmagazin als bester Unternehmensberater betitelt werden?

Doch als Akademiker und Vollblut-Consultant beginnt es bei mir im Kopf zu rattern. Was nützt Brand eins diese Preisverleihung? Nach welchen Verfahren wählen die Redakteure aus? Und worin liegen die Unterschiede zu Qualitätssiegeln wie ‚Best of Consulting‘ oder ‚Top Consultant‘? Im Beitrag gehe ich diesen Fragen nach.


Warum überhaupt ein Qualitätssiegel – die Beweggründe

Warum überhaupt ein Qualitätssiegel für deutsche Unternehmensberatungen?

Bei über 19.000 Consultancies und mehr als 118.000 angestellten Unternehehmensberatern ist die Branche in der Bundesrepublik unübersichtlich. Ein Siegel schafft hier eine Win-Win-Win-Win Situation für die Beteiligten:

  • Für Beratungskunden reduziert ein Logo den Suchprozess nach guten Consultants für eine bestimmte Disziplin. Statt ein x-beliebiges Beratungshaus zu engagieren, wird jene Firma beauftragt, welche zuvor durch eine externe unabhängige Organisation mit einer Auszeichnung geadelt wurde. Das Siegel sichert die Entscheidung für eine Beratung ab.
  • Für das Beratungsunternehmen signalisiert der gewonnene Titel gegenüber Neu- & Bestandskunden, Partnern und (potentiellen) Mitarbeitern Professionalität, Spitzenleistung und Unvergleichbarkeit. Die Beratung und ihre Marke hebt sich von Wettbewerbern ab, erlangt Sichtbarkeit und sticht aus der grauen Masse der Beratungshäuser hervor. Die Beziehung zu Neukunden startet auf einer vertrauteren Ebene.
  • Für die Preisverleiher wie Juroren, Beiräte und Mentoren bringt die Auszeichnung Aufmerksamkeit sowie ein Netzwerk in die Wirtschaft und Wissenschaft. Zudem wird die eigene Personenmarke aufpoliert und der Einsatz möglicherweise sogar noch finanziell vergütet.
  • Für die Organisatoren sind die Siegel ein Geschäftsmodell der Kategorie Plattform. Die Erlösströme stammen dabei entweder von den bewerbenden Beratungsunternehmen in Form von Teilnahmegebühren oder den interessierten Kundenunternehmen in Form von Informationsnachfrage.

Vergleich es


Deutsche Qualitätssiegel für Top Beratungen

Bei meiner Suche im Internet und der deutschen Presselandschaft bin ich auf drei in Deutschland vergebene Top-Beratungstitel gestoßen. Nachfolgende Tabelle fasst die Qualitätssiegel zur Top-Beratung zusammen.

Top Beratung
Auszeichnungen für Beratungsunternehmen in Deutschland (Quelle: eigene Recherche)

Auffällig: Zwei der drei Auszeichnungen stammen von Verlagshäusern. Zudem erneuern sich alle drei Siegel im Jahrestakt.



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WirtschaftsWoche: Best of Consulting (Mittelstand)

Seit 2010 verleiht das Wirtschaftsmagazin WirtschaftsWoche zusammen mit dem Bundesverband Deutscher Unternehmensberater sowie zwei Wissenschaftspartnern den Preis Best of Consulting an Beratungshäuser. Die Düsseldorfer Redaktion unterscheidet zwischen den drei Titeln:

  • Best of Consulting Blue Chip, für weltweit agierende Beratungen mit weltweit mindestens 500 Mio. Euro Umsatz
  • Best of Consulting, für alle Consulting Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 10 Mio. Euro im Durchschnitt während der letzten drei Jahre sowie
  • Best of Consulting Mittelstand, für alle Beratungsunternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 0.5 Mio. und maximal 10 Mio. Euro.

Die gleichzeitige Teilnahme an den ersten beiden Segmenten ist möglich. Im zweiten und dritten Segment kann jedes Beratungshaus in bis zu drei der folgenden Kategorien (Strategy, Marketing etc.) jeweils ein Projekt einreichen.

Nach Vorauswahl, Begutachtung und Bewertung der Projekte legt ein aus akademischen Fachvertretern bestehender Fachbeirat der Jury Projektbeschreibungen und Kundenbefragungen jeweils drei Projekte in jeder Kategorie vor. Juroren von Fachbeirat und Jury bewerten den Kundennutzen der Projekte auf einer Skala von 0 bis 4. Zudem legt jedes Jurymitglied seine Bewertung die Gewichtung der Kriterien für jedes Projekt einzeln fest und bildet somit seine Projektnote. Der Durchschnitt der Projektnoten aller Jurymitglieder ergibt die Gesamtnote des Projektes.

Unterm Strich ergeben sich drei Top-Projekte für jede der 11 Kategorien. Die Siegerberatung erhält das ‚Best of Consulting‘-Siegel ‚1. Platz‘, der zweite ‚Exzellent‘, der dritte ‚Prämiert‘. Für die Verwendung des Siegels fällt eine Gebühr an, die je nach Nutzung Stand 2019 zwischen 3.900 und 14.900 Euro liegt. Einzelheiten zur Methodik findest Du hier. Ein Dossier für die Preisverleihung 2020 sind auf der WiWo Webseite hinterlegt.

> Passen Deine Beratungsprojekte in die Kategorien der WirtschaftsWoche und möchtest Du Dich um den Titel bewerben, dann solltest Du Dich bis einschließlich Mai eines Jahres anmelden. Neben Infos zu Deiner Beratung und zum Projekt benötigen die Düsseldorfer von Dir eine Selbsteinschätzung sowie Angaben zu Deinem Kunden.


brand eins + Statista: Beste Berater

Seit 2014 veröffentlicht brand eins zusammen mit Statista Ende April im Jahresturnus einen Consulting Branchenreport. Dieser enthält ebenfalls die Bestenliste ‚Beste Berater‚. Laut brand eins ist der Report eine journalistisch unabhängige Publikation. Die beiden Partner Statista und brand eins Wissen organisieren und finanzieren ihn.

Für die Bestenlisten schreiben brand eins und Statista im vierten Quartal des Vorjahres Partner und Principals von Unternehmensberatungen per E-Mail an und laden zu einer offenen und ungestützten Umfrage ein. Für das Heft 2018 folgten bei insgesamt 7.259 Einladungen immerhin 1.743 Berater dem Aufruf der Hamburger.

Im Anschluss holen sich brand eins und Statista in einer Online-Befragung unter leitenden Angestellten aller Unternehmensgrößen sowie zusätzlich aus DAX-, M-DAX-, S-DAX- und TEC-DAX-Unternehmen die Urteile der Kunden ein. Den Klienten wird dazu für jede der 16 Branchen und jeden der 18 Arbeitsbereiche, in der er in den vergangenen vier Jahren mit einer Beratung zusammengearbeitet hat, eine Liste der für diesen Bereich empfohlenen Beratungsfirmen zur Bewertung vorgelegt. Für das Ranking 2018 holte das Wirtschaftsmagazin die Meinung von rund 1.600 Kunden ein.

brand eins Heft-Cover aus 2018

Die konsolidierten Ergebnisse aus Kollegen-Empfehlungen und Klienten-Beurteilungen wandern anschließend in das Heft und werden auf einer interaktiven Webseite veröffentlicht. 2018 waren das 293 Beratungsfirmen. Zusammen mit dem gedruckten Magazin erhalten die Preisträger eine Urkunde.

Falls Deine Beratung das gewonnene Siegel  ‚Bester Berater‘ werblich nutzen möchte, müsst ihr eine einmalige Lizenzgebühr für die Wort-Bild-Marke bezahlen. Zudem kann das Profil Deiner Beratung als Anzeige im digitalen Schaufenster der Besten veröffentlicht werden.

> Möchtest Du als Beratung im Folgejahr an der brand eins + Statista Umfrage teilnehmen, dann kannst Du Dich unter dialog@brandeinswissen.de bei der Redaktion anmelden. 


Compamedia + WGMB: TOP CONSULTANT

Top ConsultantSeit 2010 zeichnet Top Consultant (in Großbuchstaben geschrieben) im Jahresrhythmus deutsche Beratungshäuser aus, die sich auf den Mittelstand spezialisiert haben. Bewerben dürfen sich alle in der Republik ansässigen Consultancies aus Managementberatung, Organisationsentwicklung, Personalberatung, IT-Beratung oder Technische Beratung. Laut Aussagen von Top Consultant sind das in der Bundesrepublik immerhin 14.000 in Frage kommende Beratungen. Top Consultant unterscheidet zwischen Beratungen der Größenklasse A (bis 10 Mitarbeiter), B (11 bis 50 Mitarbeiter) und C (über 50 Mitarbeiter).

Hinter dem Wettbewerb stecken die compamedia GmbH aus Überlingen am Bodensee, Prof. Dr. Dietmar Fink und Bianka Knoblach von der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Management & Beratung (WGMB) sowie der Mentor und Bundespräsident a.D. Christian Wulff (ab 2015, zuvor Hans Eichel). Zudem existiert eine Medienkooperation mit dem manager magazin.

Die TOP CONSULTANT Preisverleihung 2018 (Quelle: compamedia GmbH, Foto: Rainer Jensen)

Grundlage der Bewertung sind zum Einen die webgestützte Befragung der Beratung, zum Anderen die Online-Befragung von 10 bis 20 Kunden (je Beratungsgröße) durch die WGMB und compamedia. Es werden 6 Prüfkriterien abgefragt, mindestens 70 Prozent der Referenzkunden müssen antworten.

Im Falle einer Auszeichnung erhebt Top Consultant eine Gebühr zwischen rund 6.000 und 7.000 Euro.  Diese deckt die Kosten des Verfahrens und das Leistungspaket rund um die Vermarktung der Auszeichnung ab. Neben dem Qualitätssiegel erhält eine qualifizierte Beratung einen 80-seitigen Positionierungs-Benchmark, ein Webporträt sowie positive Presse.

2018 prämierte Top Consultant 111 Mittelstandsberatungen im Rahmen des Deutschen Mittelstands-Summit, ebenfalls veranstaltet von compamedia.

> Berätst Du Mittelständler mit maximal 5.000 Mitarbeitern und möchtest Dich um das Siegel ‚Top Consultant‘ bewerben, so kannst Du Dein Unternehmen bis Anfang März eines Jahres auf der offiziellen Webseite registrieren. Nach der Anmeldung erhältst Du einen Fragebogen. Zudem werden Deine Referenzkunden per Online-Umfrage zu Deinen Projekten und den Ergebnissen befragt.


Welchen Preis für Top-Beratung hat Dein Unternehmen eingeheimst?

Ergebnisse

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Fazit

Egal ob ‚Best of Consulting‘, ‚Beste Berater‘ oder ‚TOP CONSULTANT‘ – ein Qualitätssiegel einer dritten Organisation dient einer Unternehmensberatung als Referenz. Je bekannter dabei die verleihende Organisation, je ausgewählter die Preisverleiher, und je renommierter das Siegel, desto wertiger eine Auszeichnung für Deine Beratung.

Wenige Kunden werden genau wissen wollen, welche Fragen für die Auszeichnung als Top-Beratung gestellt wurden, wie viele Berater und Klienten befragt wurden und auf welche Weise die Auswertung erfolgte. Das lassen die Webseiten der Preisverleiher nämlich offen.

Auch ist die Halbwertszeit der Güteetiketten mit einem Jahr recht knapp gemessen. Aber so haben Wirtschaftsformate wie brand eins, manager magazin und Wirtschaftswoche immer etwas zu schreiben. Und schließlich wird der Acedemy Award –  besser bekannt als Oscar – auch jeden Februar aufs Neue verliehen. Nur das jedes Mal neue Filme zur Auswahl stehen.




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