Best Practices

Best Practices – alle Vorteile & Gefahren von bewährten Praktiken im Consulting

Bist Du ein Best Practices Berater? Ein Verfechter bewährter Praktiken für das laufende Projektgeschäft? Für den Akquiseterminen beim Neukunden? Fakt ist: Die Wortgruppe ‚Best Practices‘ wird von Consultants gerne genutzt und von Kunden dankend vernommen. Wann eine Best Practice zu einer eine Best Practice zählt und wo die Risiken von bewährten Verfahren liegen, erfährst Du im Consulting Blogbeitrag.


Begriffsklärung – Best Practices in der Unternehmensberatung

Als Consultant verwendest Du das Begriffspaar gewiss mehrmals am Tag: Best Practices.

Das englischsprachige ‚Best Practices‘ bzw. ‚Best Practice‘ im Singular (wahlweise auch mit einem Bindestrich) stammt aus der angloamerikanische Wirtschaftslehre und ist inzwischen überall im Geschäftsleben zu hören.

Doch was ist das eigentlich, eine beste Praktik? Und wann können Berater und Kunden von einem bewährten Vorgehen sprechen?

Die Wikipedia definiert den Begriff Best Practice (ohne ’s‘) als „[…]Erfolgsmethode, Erfolgsmodell oder Erfolgsrezept[…]“. Laut der Enzyklopädie stammt das Begriffsduo…

„[…] aus der angloamerikanischen Betriebswirtschaftslehre und bezeichnet bewährte, optimale bzw. vorbildliche Methoden, Praktiken oder Vorgehensweisen im Unternehmen.“ .

Die Berliner IT-Entwicklungsfirma t2informatik sieht in Best Practice…

„[…] eine bewährte Vorgehensweise, eine Praxis oder eine Methode, um eine sich wiederholende Tätigkeit oder ein Vorhaben möglichst optimal durchzuführen.“.

Halten wir fest: Best Practices definieren sich als…

  • ein Vorgehen, eine Methode, ein Modell, ein Konzept, ein Ansatz, ein Ablauf, eine Lösung, ein Vorhaben, eine Entwicklung, ein Rezept, eine Handlungsweise, eine Praxis, eine Praktik bzw. eine Vorgehensweise
  • mit den Eigenschaften bewährt, optimal, vorbildlich, etabliert, erprobt, beste, korrekt, bestmöglich, effektiv, hervorragend, erfolgreich und wiederkehrend.

Best Practices können sich sowohl auf das Ziel & Ergebnis (z.B. Geschäftsprozess, IT-System) sowie den Weg & Ablauf (z.B. Entwicklungsverfahren, Vertriebsmethode) beziehen. Sie sind Empfehlungen, jedoch keine Vorgaben.

Consultants verknüpfen die Wortgruppe gerne mit Vorgehens- (z.B. Best Practice Methode, Best Practice Ablauf) bzw. Zielbegriffen (z.B. Best Practice System, Best Practice Struktur).

Zudem wird der Anwendungsbereich durch voranstehende (meist englischsprachige) Substantive (z.B. Strategy Best Practices, Leadership  Best Practices) oder Adjektive (z.B. Agile Best Practices, Lean Best Practices) eingegrenzt.

Ab wie vielen Einsatzszenarien bzw. nach welcher Zeitspanne eine gute Praktik offiziell zur besten Praktik gehört, konnte ich nicht herausfinden. Gewiss ist: Mehrheiten erkennen eine Lösung als eine Best Practice an.

Doch weshalb sind Best Practices gerade im Consulting so beliebt? Weshalb mögen Berater und Kunde die bewährten Vorgehensweisen gleichermaßen? Das bringt uns zu den Vorteilen von Best Practice Ansätzen.


The best practice is to follow the advice posted on every railroad crossing: Stop. Look. Listen.

Sam Keen, US-Amerikanischer Autor, Professor und Philosoph


Vorzüge – die Stärken von Best Practice Ansätzen

Auf der Haben-Seite von Best Practices stehen aus Kunden- und Beratersicht gleich mehrere Positivpunkte. Best Practices sind…

  • …erfolgsversprechend: Mit Best Practices orientieren sich Kunden über Dich als ihren Berater an den Besten. Erfolgsfaktoren sollen erlernt und ins eigene Unternehmen transferiert werden.
  • …ausgereift: Best Practices sind felderprobt und seit Jahren im Einsatz. Kein Hype,  keine Mode, kein Experiment – die am Markt zigfach getesteten Erfolgsrezepte funktionieren.
  • …wiederholbar: Oft denkt ein Kunde sein Problem sei einzigartig. Dabei haben Consultants die Herausforderung schon mehrfach durchlaufen – und wenden das erfolgsversprechende Vorgehen gerne erneut an.
  • …effizienzfördernd: Das neu erfundene Rad – kostet Zeit und Geld. Vorteilhafter sind bewährte Praktiken, die 80 Prozent der Lösung zu 20 Prozent der Kosten versprechen.
  • …vergleichend: Optimale Vorgehensweisen verraten (neugierige) Kunden auch immer etwas über ihre Marktbegleiter. Wie entwickelt eigentlich Apple, Tesla oder Amazon?
  • …sicherheitsgebend: Tausend Mal genutzt, tausend Mal erfolgreich – erprobte Vorgehensweise vermitteln Kunden und Berater Sicherheit bei der Umsetzung.
  • …augenöffnend: Keiner schmort gerne im eigenen Saft. Beste Praktiken sorgen für frischen Wind, Blick von Außen sowie Erweiterung des Horizonts.

John Kim vergleicht in seinem Blog Consultant’s Mind die Optimalansätze mit guten Wanderrouten und leistungsstarken Teleskopen. Mit durch Berater vorgeschlagenen Best Practices bewegen sich Kunden auf bekannten Terrain und werfen gleichzeitig einen aufschlussreichen Blick über den eigenen Tellerrand.

Doch halt: Bewährte Praktiken haben auch ihre Tücken. Kommen wir zu den Gefahren von Erfolgsansätzen.


Risiken – die dunkle Seite bewährter Praktiken

Von uns Consultants selten thematisiert, haben Best Practices auch ihre Schattenseiten. Kommen wir zur Soll-Seite guter Praktiken. Best Practices sind…

  • …einschränkend: Mit dem Hammer in der Hand wird jedes Problem zum Nagel. Ob der Best Practice Ansatz auch wirklich passt, wird weder von Kunde noch von Berater hinterfragt.
  • …durchschnittlich: Gleiches Vorgehen für gleiches Problem sorgt für gleiches Ergebnis. Eine Unterscheidung oder gar Alleinstellungsmerkmale lassen sich mit Beste Praktiken nicht herausarbeiten.
  • …anpassungsintensiv: Ganz ehrlich – kaum ein Best Practice Vorgehen lässt sich direkt anwenden. Geschäftsmodelle, Unternehmenskultur, Personalstamm etc. des Kunden müssen berücksichtigt und die Praktik feinjustiert werden.
  • …unbrauchbar: Compliance-Richtlinien, Revisionsanforderungen, Vorgehensmodelle – aufgrund von Unternehmensvorgaben bleibt gelegentlich kein Spielraum für den Einsatz erprobter Ansätze.
  • …alternd: Auch die beste Praktik kommt irgendwann einmal in die Jahre. Neue Technologien entstehen, Gesetze werden eingeführt, die Kundenbedarfe wandeln sich.

John Kim von Consultant’s Mind vergleicht die negativen Merkmale von Best Practices mit einer Keksausstechform (engl. Cookie Cutter). Egal ob geeignet oder nicht – wie eine Plätzchenschablone wird die beste Praktik einfach auf den Teig (bzw. das Unternehmen) gedrückt.

Genug der Theorie, schauen wir nun auf konkrete Best Practices im Consulting.


Was ist die wichtigste Kompetenz eines Beraters?

Ergebnisse

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Beispiele – erprobte Verfahren im Consulting

Best Practices kannst Du in allen Bereichen des Geschäftsmodells Consulting beobachten und einsetzen. Eine Auswahl von Anwendungsfällen.

  • Bedarfsanalyse beim Neukunden (z.B. „70 Prozent schweigen, 30 Prozent reden.“)
  • Stakeholderanalyse beim Projektstart (z.B. „Vergessene Stakeholder sind vergessene Anforderungen.“).
  • Problemlösung im Strategieprojekt (z.B. „Erst das Problem klar definieren, dann mögliche Lösungen erarbeiten.“)
  • Meeting-Organisation mit Kunden und Kollegen (z.B. „Ein Meeting nie ohne Agenda.“)
  • Steuerkreispräsentation am Projektende (z.B. „Pyramidaler Aufbau der Folienunterlage.“)

101 weitere Praktiken für exzellente Unternehmensberatung findest Du in meinem Buch High Performance Consulting*.


Stanford Graduate School of Business: First Client Meeting – Best Practices (5 min)


Einsatz – Erfolgsmethoden finden und nutzen

Grundsätzlich gibt es zwei Wege an neue Best Practices zu gelangen:

Kunden engagieren Consultants für die Übertragung von Best Practices auf ihr Unternehmen. Als Berater hingegen entwickelst Du die Erfolgsmethoden während mehrerer Kundenprojekte.

Hast Du eine Best Practice identifiziert lautet Deine Aufgabe diese Praktik…

  • zu dokumentieren, beispielsweise in Form von Checklisten oder Prozessanleitung.
  • selbst wiederkehrend für eine Aufgabe bzw. Ergebnis zu nutzen
  • an Mitarbeiter, Kollegen, Vorgesetzte und Kunden zu kommunizieren
  • mit dem Anspruch weiterhin zu den besten Verfahren zu gehören stetig zu optimieren.

Lesetipps – optimale Ansätze für jede Beratungslage

Ob Marketing, Vertrieb, Projektleitung oder Unternehmensführung – unsere Kunden und wir Consultants haben Zugriff auf einen gigantischen Fundus an verschriftlichen Best Practices.

Meist versteckt sich das Begriffspaar im Untertitel eines Buches und signalisiert dessen praktischen und erfolgsbringenden Inhalt. Nachfolgend eine Auswahl von Ratgebern für die Beratung von Unternehmen.

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Alternativen – Good Practices, Blaupausen & Co

Nutze als kleine Schwester zu Best Practices die Good Practices und verdeutliche damit zwei Dinge: Erstens existiert kein optimaler Standardansatz für eine Aufgabe. Zweitens sollte die Anwendung einer Praktik stets geprüft werden.

Alternativ verwendest Du Best Current Practices, relativierst mittels ‚Current‘ die gute Praktik auf eine vorübergehende Zeitspanne. Zwar lässt sich die Phrase damit weniger rasch artikulieren bzw. benötigt mehr Platz auf Deinen Folien als das Best Practices, dafür signalisierst Du Bewusstsein über die Vergänglichkeit von optimalen Vorgehensweisen.

Sprich von einer Blaupause, falls es sich um ein ausgefeiltes Vorgehensmodell bzw. eine umfassende Musterlösung handelt. Als ausdifferenzierte Vorlage besitzt eine Blaupause Vorbildfunktion und kann mehrere Best Practices umfassen.

Mittels State of the Art – zu deutsch der Stand der Kunst – konzentriertes Du Dich auf übliche, verbreitete und von einer breiten Öffentlichkeit getragenen Lösung. Weniger das Vorgehen und seine positiven Charakteristika, sondern der bisher erreichte (mittelmäßige) Zustand bzw. das vom Markt goutierte (durchschnittliche) Ergebnis stehen im Vordergrund.

Ein Standard ist ein offizielles anerkanntes, übergreifend einheitliches, öffentlich zugängliches und meist auch vielfach angewandtes Vorgehen. Wie die Blaupause kann er mehrere Best Practices umfassen.

Last not least invertierst Du mit Worst Practices das Konzept, verweist damit auf die ineffizienten, unproduktiven sowie zum Scheitern verurteilten Eigenschafen einer Lösung. Der Vorteil von schlechten Praktiken liegt im Bewusstsein. Mit dem Wissen um ein fehlerhaftes Vorgehen kannst Du explizit gegensteuern.


Dialog – Deine Best Practice im Consulting

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