Beratersprech

Achtung Beratersprech – die wichtigsten Fakten über Consulting Buzzwords

Best Practice. Holistisch. Im Loop halten. Kommen Dir diese Phrasen bekannt vor? Falls ja, dann bist Du sicherlich Unternehmensberater und nutzt ab und zu auch das branchentypische Beratersprech. Falls nein, dann wirkst Du nicht als Consultant. In beiden Fällen solltest Du weiterlesen. Alles zu Consulting Buzzwords und Beraterlingo.


Consulting Jargon – die wichtigsten Fakten über Beratersprech

#1: Beratersprech ist eine branchenspezifische Sprache von Beratungen

Beratersprech sind typische Abkürzungen, Begriffe, Wortgruppen bzw. ganze Sätze, die Consultants regelmäßig während ihrer Akquise- und Projektarbeit nutzen. Gängige Synonyme sind Consulting Buzzwords, Consulting Lingo, Beraterjargon oder Beraterlingo.

Zur Verdeutlichung fünf Beispiele aus meinem Berater-Deutsch Wörterbuch* samt Übersetzung.

  • antriggern – Prozess einen Kunden oder Beraterkollegen zu einer Aktion zu veranlassen
  • Approach – Definiertes Vorgehensmodell, Methodik bzw. Verfahrensweise eines Beraters zum Lösen eines spezifischen Kundenproblems
  • LoP – Liste offener Punkte bzw. Aufgabenliste
  • Permission-to-Play – Freigabe für ein Beratungsprojekt oder eine von Beratern vorgeschlagene Änderungsinitiative
  • staffen – Prozess der personelle Ausstattung eines Beratungsprojektes.

Die Intensität, Häufigkeit und Anwendungsart des Beratersprechs variiert von Consultant zu Consultant. Einige flechten in ihren Sätzen gelegentlich eine versteckte Beraterfloskel ein, bei anderen besteht fast der gesamte Rede- bzw. Textbeitrag aus Beraterlingo.

Ich habe Consultants getroffen, die sich ausschließlich bei mündlicher Kommunikation den Buzzwords bedienten. Bei anderen Artgenossen wiederum waren E-Mails, Präsentationsfolien und Dokumente voll von Beratersprech.



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#2: Beratersprech sind häufig eingedeutschte trendige Anglizismen

Was haben ‚rightsizen‘, ’streamlinen‘ und ‚reporten‘ gemeinsam?

Alle drei Begriffe existieren im Englischen nicht, gehören für Consultants jedoch zum Grundwortschatz. Viele der Consulting Buzzwords besitzen einen englischen Wortstamm und wurden nachträglich eingedeutscht. So ist ein Berater ‚im Flow‘, ‚joint‘ eine Besprechung oder macht während eines Projektes mehrere ‚Learnings‘ – typisch Denglisch eben.

Beratersprech ist eng mit Trend- & Modethemen der Wirtschaft verknüpft. Ob ‚Künstliche Intelligenz‘, ‚Digitalisierung‘ oder ‚Selbstorganisierende Teams‘ – Consultants greifen schnell neue Entwicklungen auf und überführen griffige Kernkonzepte in ihren Sprachwortschatz. Englischsprachige Verben werden einfach nach deutschen Grammatikregeln konjungiert.

Übrigens unterscheidet sich das Beratersprech von Firma zu Firma. So droppen – entschuldige – sprechen IT-Beratungen gerne von Security Architectures, Solution Implementierung und Interface Design. Strategie Consultancies nutzen Termini wie MECE (Mutualy Exclusive & Collectively Exhaustive), Fit-Gap-Analyse oder Governance Framework. Schließlich lassen Projektmanagementberatungen regelmäßig Begriffe wie WBS (Work Break Down Structure), Steering Approach oder PMO (Project Management Office) fallen.


#3: Effizienz, Werbung & Täuschung sind Hauptgründe für Beraterlingo

Der Einsatz von Beratersprech hat verschiedene Funktionen. Nach meinen Beobachtungen bezwecken Berater mit ihrem Consulting Lingo mindestens eines der folgenden Ziele.

Hauptgründe für Beratersprech in der Consulting Branche
  • Marketing: Consulting Buzzwords geben einem Beratungsangebot einen frischen, einzigartigen und hochwertigen Anstrich, unabhängig davon, ob es sich bei dem Ansatz um uralten Wein in neuen Schläuchen handelt. Vertreter wie ‚maßgeschneidert‘, ‚agil‘ oder ‚ganzheitlich‘, ‚Künstliche Intelligenz‘ bzw. ihre englischen Pendants betonen Fachkompetenz und Aktualität.
  • Eindruck: Mittels spezifischem Vokabular möchten Berater ihre (potentiellen) Kunden und (insbesondere die jungen) Kollegen beeindrucken, ein seriöses Image transportieren und sich gegen (kundeninterne) Experten abgrenzen. Fachbegriffe zeugen von Professionalität, intellektueller Schärfe, Anspruch und Wichtigkeit. Als Geistesleister besitzt die Consulting Branche keine physischen Produkte, mit der sie angegeben kann. Als Ersatz fungieren Beraterbegriffe wie ‚Key findings‘, ‚Surroundings‘ oder ‚PoCs‘.
  • Überspielen: Beraterlingo hilft über Wissenslücken hinwegzutäuschen. Statt Ross und Reiter zu nennen, bedienen sich die Consultants hochtrabender, komplizierter und abstrakter Worthülsen. Diese halten Aussagen allgemeingültig und vage. Zum Beispiel referenziert der Berater mit den oberflächlichen Wortgruppen ‚Pain Point‘, ‚Concern‘ oder ‚Issue‘ auf ein Problem, ohne dieses genauer ausführen zu müssen.
  • Effizienz: Komplizierte Konzepte werden in wenige Beraterworte gepackt und lassen sich einmal zusammengedampft einfach, schnell und intern verständlich kommunizieren. So sprechen Berater beispielsweise von ‚On-the-beach‚ oder ‚Auf der Bank sitzen‘ um in wenigen Worten auf den Punkt zu bringen, dass sie aktuell ohne Projekt dastehen.
  • Unterhaltung: Der Einsatz von Beratersprech kann lustige Stilblüten treiben und für auflockerenden Humor im geistig anspruchsvollen Alltag sorgen. Das Buch Revenuetechnisch hat unser CEO zurzeit zero Visibility* von Tom König ist ein Beispiel für den unterhaltsamen Charakter der brancheneigenen Sprache.

#4: Beratersprech erzeugt Abgrenzung, Missverständnisse & Zeitverlust

Mit Consulting Buzzwords grenzen sich Unternehmensberater sprachlich gegen Kunden, Wettwerber und Partner ab. Die industriespezifische Fachsprache dient als Alleinstellungsmerkmal. Ein eingestellter Junior muss die Begriff zunächst erlernen. Das ist zu Karrierebeginn mühsam, vereinfacht aber später im Projekt die beratungsinterne Kommunikation.

Kurzfristig wirken die besonderen Begriffe gegenüber Beratungskunden clever, fortschrittlich und fundiert. Mittel- und langfristig sorgt Beraterlingo jedoch für Fehlinterpretationen, Verständnishürden und Reibungsverlusten in der täglichen Zusammenarbeit mit den Beratungskunden.

Besonders bodenständige Klienten nehmen es den Consultants übel, wenn sich diese häufig und umfassend einem eingedeutschten Kauderwelsch von Modewörtern und Buzzword-Phrasen aus dem Oxford English Dictionary bedienen. Für diese Zunft gilt Beratersprech als künstlich, aufgeblasen, überheblich, schwammig und effekthaschend. Consulting Buzzwords sorgen für Zeitverlust, da die Branchenbegriffe erst in die eigene Fachsprache übersetzt werden müssen.


Als Consultant verfalle ich ins Beratersprech...

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#5: Kundenorientierte Consultants minimieren ihren Beraterjargon

Ob in Besprechungen, bei Präsentationen oder in E-Mails – Sprache ist eines der zentralsten Werkzeuge von Unternehmensberatern. Kurzfristig lässt Dich Dein Beratersprech vielleicht professionell, gebildet oder pfiffig erscheinen. Langfristig leitet jedoch Deine Sprache, damit Deine Kommunikation und folglich Deine Beziehungen zu Kunden, Kollegen und Partnern.

Nachfolgend fünf Maßnahmen, wie Du Dein Beraterlingo im Interesse einer besseren Kundenbeziehung reduzieren kannst.

  • Abstellen: Reduziere Dein Beraterlingo Schritt für Schritt. Setze stattdessen auf eine klare, prägnante und eindeutige Sprache. Am besten Du etablierst neue Sprechgewohnheiten.
  • Aufgreifen: Bediene Dich den Begriffen Deines Kunden. Du wirst nicht nur einfacher und schneller verstanden. Ein Klient registriert auch Deine Bemühungen, in seine Sprachwelt abzutauchen und honoriert das Entgegenkommen.
  • Hinterfragen: Bitte um Erklärung eines mehrdeutigen Buzzwords. Sachlich gefragt und nachvollziehbar begründet sind Gesprächspartner gerne bereit sich zu erklären (bzw. geben ihre Unwissenheit zu).
  • Nachschlagen: Baue auf das Berater-Deutsch Wörterbuch* um die wichtigsten Consulting Buzzwords nachzuschlagen, zu verstehen und Nicht-Beratern zu erklären.
  • Spielen: Beratersprech kann zähe Telefonkonferenzen, anödende Meeting Termine und langweilige Weiterbildungen verkürzen. Nutze die Zeit für eine Partie Buzzword Bingo auf Basis typischer Beraterfloskeln.

Lesetipps – Zusatzinfos über Consulting Buzzwords

Beratersprech extrem – nach dem Erfolg seiner bewusst überdrehten Webseite und Facebook Seite hat Tom König (vormals Hillenbrand) dem Thema Consulting Buzzwords ein eigenes Buch gewidmet. Sehr unterhaltsam, auch wenn aus meiner Sicht manchmal etwas stark konstruiert.

Letzte Aktualisierung am 15.07.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Mit über 600 (nicht immer ernst gemeinten) Consulting Buzzwords hilft mein Berater-Deutsch Wörterbuch Unternehmensberatern und Beratungskunden beim Einstieg in die Welt der Consultants. Von A wie ‚Achiever‘ bis Z wie ‚zielführend‘ findest Du die wichtigsten branchenspezifischen Begriffe und Abkürzungen.

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Eine Vielzahl von Consulting Buzzwords einsatzbereit für eine gesellige Partie Bullshit Bingo findest Du im gleichnamigen Buch von Robert Frosdick. Einfach die Vorlagen mit in die nächste Arbeitssitzung nehmen und diszipliniert die gefallenen Begriffe abhaken.

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FOCUS Online: Beratersprech – Reden wie eine Powerpoint-Präsentation (2,5 min) – Tom König im Kurzinterview zu Beratersprech

Working Dog Productions: Business Buzzwords (0,5 min) – Beratersprech in Aktion am englischsprachigen Beispiel ‚Task-oriented‘

Tripp and Tyler: What Corporate People Sound Like (2 min) – Weiteres Beispiel für Consulting Buzzwords in Extremform


Praxis – was Du bzgl. Beraterlingo tun kannst

  • Spreche kundisch. Kommunikation ist, was beim Empfänger ankommt. Sprich mit Deinem Auftraggeber in seiner Sprache. Diese kennt und schätzt er, Eure professionelle Beziehung wächst.
  • Hinterfrage Consulting Lingo. Wie definiert eine Sprecherin ihren Beraterbegriff? Wodurch grenzt sich das Wort von bestehenden Bezeichnungen ab? Du möchtest verstehen.
  • Nutze Beratersprech bewusst. Mit Kollegen kannst Du gerne auf die interne Consulting Fachsprache zurückfallen. Das ist effizient und sorgt im manchmal grauen Büroalltag für Unterhaltung.

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