Paarweiser Vergleich

Im Kontrast – 7 gute Gründe beruflich (k)ein Consultant zu werden

„Warum sollte ich Consultant werden?“. Anders formuliert könnte diese Frage auch heißen: „Was spricht dagegen, Consultant zu werden?“. In diesem Beitrag möchte ich mich mit Dir gerne von zwei Seiten dieser Frage nähern.

Nach über 10 Jahren Berufspraxis, gebe ich Dir meine handfesten Gründe, welche für als auch gegen den Berufswunsch Unternehmensberater sprechen. Ich hoffe Dir damit Deine Entscheidung Consultant zu werden zu erleichtern.


Sieben gute Gründe beruflich ein Consultant zu werden

Vorteil #1: Steile Lernkurve

Als Consultant beackerst Du eine Vielzahl von Themen. Meist unmittelbar ab Jobbeginn unterstützt Du aktiv in der Projektarbeit. Klar, dass dabei viel Wissen erlernt wird. Hartes Fachwissen, Methodenkompetenzen als auch Softskills sind eine Grundvoraussetzung für eine gute Beratung.

Die steil ansteigende Lernkurve war auch einer der wichtigsten Gründe, weshalb ich mich 2008 für den Beruf des Consultants entschieden habe.

Vorteil #2: Abwechslungsreiche Tätigkeitsfelder

Von der Erstellung von Beratungsangeboten bis zum Projektabschluss – das Aufgabenspektrum eines Beraters ist vielschichtig und abwechslungsreich. Hinzu kommen Dienstreisen und interne Projekte. Langweilig wird einem da als Consultant nie.

Großes Plus für diesen Job, wie ich finde. Immer gibt es etwas zu tun.

Vorteil #3: Überdurchschnittliches Jahresgehalt

Qualifizierte Unternehmensberatung kostet. Schließlich handelt es sich um kundenspezifische Wissensarbeit, die nicht von der Stange zu haben ist. Als Folge werden Berater mit ihrem Gehalt überdurchschnittliche vergütet, schließlich gilt es die besten Köpfe anzulocken und zu halten.

Als Business/IT-Berater kann ein leichtes, jedoch kein signifikantes Mehr an (Brutto-)Gehalt bestätigen. In der Regel sind Jobs in erfolgreichen Industrieunternehmen ebenfalls gut bezahlt.

Vorteil #4: Umfangreiche Netzwerkmöglichkeiten

Wechselnde Projekte bei verschiedenen Kunden erlauben Dir als Consultant, mit vielen Personen in Kontakt zu treten. Das Positive hierbei: Die Bekanntschaften lernen Dich bei der Arbeit kennen, wissen Dein Vorgehen und Deine Ergebnisse zu schätzen.

Das Treffen und Interagieren mit verschiedenen Akteuren in unterschiedlichen Rollen und auf diversen Ebenen einer Organisation ist für mich persönlich einer der weiteren Hauptvorteile des Berufs als Consultant.

Vorteil #5: Spannende Kollegen

Berater sind Geistesleister. Viele von Ihnen sprühen von Ideen, möchten Dinge in Gang setzen und brennen für ein Thema. Ein Umfeld, mit und an dem Du wächst.

Für mich sind interessante und umtriebige Menschen, die einfach unkonventionell querdenken können, sehr bereichernd.

Vorteil #6: Ausbildung zum Generalisten

Anders als Kollegen die in einer bestimmten Branche für Jahre eine Linienfunktion übernehmen, bleibst Du als Consultant ein klassischer Generalist. Das abgedeckte Spektrum ist breit, die beackerten Branchen und fachlichen Themenfelder vielseitig. Dein Vorteil: Du bleibst flexibel im Kopf, bist zudem für viele Aufgaben einsetzbar.

Für mich genau das Richtige, ziehe ich eine Ausbildung zum Generalisten gegenüber der zu einem Spezialisten persönlich vor.

Vorteil #7: Aussichtsreiche Karrieremöglichkeiten

Der Job als Berater ist ein vielversprechendes Sprungbrett für eine attraktive post-consulting Tätigkeit. Viele Top-Manager und Uni-Professoren arbeiteten vor ihrem Wechsel in die Industrie oder Wissenschaft als Consultant.

Aktuell habe ich nicht vor die Beratungsbranche zu verlassen, damit wiegt dieser Vorteil für mich weniger. Trotzdem ist es gut zu wissen, dass sich die Jahre bei einer Consulting Firma positiv auf Deinen gesamten beruflichen Werdegang auswirken.


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Sieben (ebenfalls) gute Gründe beruflich kein Consultant zu werden

Nachteil #1: Hohe Arbeitslast

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Unternehmensberater in der Regel eine 50-60 Stundenwoche schieben (siehe Webtipp). Nicht selten beginnt diese Montagmorgen 05:30 Uhr mit der Anreise zum Kunden und endet am späten Freitag mit der Vorbereitung der nächsten Dienstreise. Dein Arbeitstag ist vollgepackt.

Ich kann diesen Nachteil nur bestätigen. Selten hat meine Arbeitswoche weniger als 45 Stunden, bei hoher Arbeitsintensität. Arbeitszeiten >50 Stunden versuche ich zu vermeiden. Nach einem langen Reisetag auf Achse bist Du am nächsten Morgen nicht unbedingt leistungsfähiger. Leere Akkus bringen weniger Ergebnisse bei höherem Zeitaufwand.

Nachteil #2: Eingeschränktes Sozialleben

Als Konsequenz der langen Arbeitswochen und der Dienstreisen leidet Dein soziales Leben bzw. kommt fast gänzlich zum erliegen (siehe Webtipp). Wenig Freunde, Wochenendbeziehungen, seltene Kontakte mit Familie und Bekannten – das ist nicht Jedermanns Sache.

Auch ich kann seit Jahren keine regelmäßigen Freizeitaktivitäten mehr wahrnehmen. Beispielsweise fällt der Sportverein seit 2008 gänzlich unter den Tisch. Dafür profitiere ich von wechselnden Freizeitmöglichkeiten am Einsatzort und pflege die mir wichtigen Privatkontakte an den Wochenenden. Sport klappt auch auf Reisen.

Nachteil #3: Unterdurchschnittliches Jahresgehalt

Dieser Nachteil mag zunächst im Widerspruch zum oben angesprochenen Vorteil stehen. Ich empfehle Äpfel mit Äpfel zu vergleichen (siehe Webtipp). Eine 60 Stunden Woche ist nun mal 50 Prozent mehr als die Normalarbeitswoche. Als Consultant kannst Du nun für Dich selbst ausrechnen, ob Dein Gehalt tatsächlich 50 Prozent über dem einer vergleichbaren Nicht-Beratertätigkeit liegt. Das Ganze Netto natürlich, nach Abzug des persönlichen Steuersatzes.

Geld ist das Eine, Arbeitsinhalte, Kollegen und Projektinhalte das Andere. So mache ich für mich nicht alles an der Summe meines Gehaltsschecks fest.

Nachteil #4: Arbeit für die Schublade

Gar nicht so selten entwickelst Du als Berater an Deinen langen Arbeitstagen schlichtweg für die Mülltonne. Die mit Herzblut konzipierten Methoden und Modellen sind durchdacht, die Umsetzung minutiös geplant. Doch leider kommen Deine Ergebnisse nie zum tragen. Blindleistung total.

Schon oft habe ich bei Kunden zunächst extrem wichtige Konzepte ausgearbeitet, die schließlich sang und klanglos in der Versenkung verschwanden. Unter anderem um diese Verschwendung kompensieren, habe ich Consulting-Life.de ins Leben gerufen.

Nachteil #5: Optimierung um jeden Preis

Das Aufgabe eines Beraters ist es, die aktuelle Situation des Kunden zu verbessern. Das geht Ist-Analyse, Zieldefinition und Änderungsmanagement. Schwer fällt es dann, diese Brille im Privatleben abzusetzen. Ständig scannst Du nach Optimierungsmöglichkeiten und Flaschenhälsen.

Mir geht es da nicht anders. Glücklicherweise kann meine Familie und mein Freundeskreis damit sehr gut leben und mir in Erinnerung rufen, dass wir keine Maschinen, sondern Menschen sind.

Nachteil #6: Mäßige Anerkennung

Die Bezeichnung ‚Unternehmensberater‘ ist in Deutschland kein eingetragener Beruf. Die Folge: jeder darf sich ‚Berater‘ nennen. Auch schwarze Schafe, die damit leider dem Ruf der gesamten Branche schaden.

Meiner Erfahrung nach ist die Reputation des beauftragten Beraters von Kunde zu Kunde unterschiedlich. Einige Klienten bringen mir hohe Wertschätzung entgegen, andere lassen mich meinen firmen-externen Status spüren.

Nachteil #7: Tendenz zur Ellenbogenmentalität

Up-or-out, unbegrenzte Leistungsfähigkeit, ungezähmter Ehrgeiz – dies sind nur einige Begriffe die eng mit der Person des Beraters assoziiert werden (siehe Webtipp). Die Unternehmenskultur der eigenen Beratung hat dabei einen hohen Einfluss auf den Grad der Ausprägung der Ellenbogenmentalität.

Ich habe mir stets Unternehmensberatungen als Arbeitgeber gesucht, die individuelle Leistungen honorieren und darauf achten, dass dies mit, statt gegen die Kollegen geschieht. Bereits auf Karrieremessen, während des Praktikums und im Bewerbungsgepräch kannst Du in die Unternehmenskultur reinfühlen und austesten, ob diese zu Dir passt.


Fazit

Jeder Job hat Sonnen- und Schattenseiten. Da macht auch der Beruf ‚Unternehmensberater‘ keine Ausnahme. Als Absolvent der mit der Consulting Laufbahn liebäugelt, solltest Du jeden der Gründe für Dich priorisieren und bewerten. Überwiegen in Summe die positiven die negativen Punkte, empfehle ich Dir den Schritt in Richtung Berater zu gehen.


Bonusmaterial

typisch deutsch: Interview Roland Berger/Unternehmensberater – Rund 20 Minuten plaudert der Gründer Roland Berger über den Aufbau seiner Firma, Anforderungen an Berater sowie die Vor- und Nachteile des Jobs


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6 Kommentare

  1. Sehr toller Beitrag!
    In meinem Studium treffe ich immer wieder auf Studierende die sagen das man in der Unternehmensberatung am meisten verdient, doch ist ihnen der Aufwand glaube ich nicht bewusst.

    1. Hallo Klaas, betrachte das Gesamtpackage. Daher: 1. Neben Gehalt, welche Annehmlichkeiten/Lebensqualität erhältst Du, 2. Welchen Preis (Aufwand, Zeit, etc.) bezahlst Du. Grüße, Christopher

  2. Haha ich arbeite selbst in einer Consulting Bude. Die negativen Gründe stimmen 1:1 😀 Habe schon seit Jahren keine Freunde mehr.

    1. Hallo Martin,
      danke für Deine Rückmeldung. Tatsächlich gibt es noch weitere Gründe, nicht Berater zu werden. Aktuell arbeite ich an einem Beitrag „The Dark Side of Consulting“ – Stay Tuned.

      Viele Grüße, Christopher

  3. SENIOR CONSULTANT = Einer mit einem Gehstock ?

    Ist es nicht an Zeit, Senior Betittelung abzuschaffen. Ich finde es grausig mich Senior Consultant zu nenen..

    SENIOR CONSULTANT = Major Consultant etc.

    1. Danke für Deinen Hinweis. Die Bezeichnung ‚Senior‘ kann auch als erfahren, bewandert bzw. erprobt aufgefasst werden. Bei Titeln wie Elder Statement oder Senior Citizen denke ich nicht an Gehstock. Viele Grüße, Christopher

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