Golden Circle

Der Golden Circle – eine Sache mit ‚Warum‘ beginnen

Als Projektleiter, Manager oder Wissensarbeiter bzw. deren Berater bist Du mit folgenden Fragen konfrontiert:

  • Wie lässt sich der Fokus auf Sinn & Zweck eines Projektes legen?
  • Welches einprägsame Instrument hilft bei der Führung von Mitarbeitern?
  • Womit lässt sich Motivation und Kraft für eine Sache gewinnen?

Unterstützung findest Du im Golden Circle und der Initialfrage nach dem Warum.


Ergebnis: Zweck einer Sache erfasst, dokumentiert und abgestimmt

Teilnehmer: mind. 1

Dauer: 10 – 120 Minuten (je Sache und Teilnehmer)

Utensilien: Flipchart/Whiteboard/Metaplan-Wand, Klebezettel & Stifte oder Notebook, Projektor & Office Software


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Zweck

Mit dem Golden Circle von Simon Sinek fokussierst Du bewusst auf die zugrundeliegende Intention eines Sachverhalts, neudeutsch Purpose. Hinter dem goldenen Kreis steht die einfache Idee zunächst immer nach dem Kernzweck zu fragen bzw. diesen explizit zu benennen.

Erst dann wird das Wie – der Ansatz – sowie das Was – die Ergebnisse – hinterfragt. Diese drei Fragen ordnet der Golden Circle in drei verschachtelten Kreisen an.

Auf Unternehmensebene hilft der Golden Circle…

  • den Zweck (engl. Purpose) eines Unternehmens, einer Unternehmenstransaktion oder eines Vorhabens klar zu benennen.
  • den Hauptgrund für das tägliche Tun in der Belegschaft, am Standort oder im Projekt zu verankern.
  • Marketingbotschaften an Kunden zu hinterfragen und sie von Angebotsorientierung (‚Was‘) zu Überzeugungsorientierung (‚Warum‘) zu optimieren.

Auf persönlicher Ebene ermöglicht der Ansatz…

  • die Motivation & Leidenschaft für eine bestehende oder neue Aufgabe zu entfachen („Weshalb sollte ich mich in ein Thema reinknien?“) .
  • die eigenen Werte kennenzulernen und zu hinterfragen („Welche Dinge betreibe ich mit Herzblut und Passion?“).
  • den Sinn hinter dem (täglichen) Tun herauszufinden („Warum stehe ich morgens auf?“).

Viel zu oft konzentrieren wir uns im Privat- und Geschäftsleben auf das ‚Was‘ und das ‚Wie‘. Im hektischen Alltag wird die Frage nach dem ‚Warum‘ rasch vergessen. Der Golden Circle hilft Dir im Alltagstrubel, nicht das Wesentliche aus den Augen zu verlieren – der Absicht hinter einer Sache.

Synonyme für den Golden Circle sind Goldener Kreis, Goldener Zirkel, Warum-Kreis oder das Englische Why-Circle.


Aufbau

Golden Circle – „Was ist der tiefere Sinn einer Sache?“

Der Golden Circle ist ein einfaches Modell bestehend aus drei ineinander verschachtelten Kreisen. Laut seinem Schöpfer Simon Sinek kaufen Kunden nicht was ein Unternehmen macht, sondern warum das Unternehmen dies macht (Zitat: „People don’t buy what you do, but why you do it.“).

In Konsequenz sollte eine Aufgabe, ein Projekt, ein Geschäftsmodell, ein Unternehmen etc. stets mit der Frage ‚Warum‘ begonnen werden. Dann folgen ‚Wie‘ und schließlich ‚Was‘. Die Kommunikation folgt also vom inneren, über den mittleren zum äußeren Kreis.

Golden Circle
Struktur und Elemente des Golden Circles von Simon Sinek

Warum – Kreis (engl. ‚Why‘) – „Warum tun wir das?“

Im Zentrum einer Sache steht das ‚Warum‘ – der Sinn, Zweck, Grund und Glauben.

  • Warum gibt es unser Unternehmen?
  • Warum sollte sich ein Kunde für unsere Wertangebote interessieren?
  • Warum tun wir als Unternehmen eigentlich, was wir mit unser Wertschöpfung tun?

Antworten auf das ‚Warum‘ schaffen Identität und Überzeugung. Sie vermitteln Visionen und Werte, binden Teammitglieder, rufen Loyalität hervor, definieren einen Polarstern, kommunizieren Nutzenelemente, generieren Mehrwert, wecken Motivation und sorgen für das Brennen für eine Sache.

Wie – Kreis (engl. ‚How‘) – „Wie tun wir es?“

Das ‚Warum‘ umgibt das ‚Wie‘ – die Maßnahmen, Prozesse, Vorgehensweisen, Umsetzung, Alltagsroutinen und Gewohnheiten.

  • Wie wollen wir höhere Umsätze erzielen?
  • Wie wollen wir mehr Kunden gewinnen?
  • Wie grenzen wir uns vom Wettbewerb ab?

Das ‚Wie‘ lässt sich in SMARTen Zielen verankern, per OKR Methode in Ziele-Ergebnis-Sets gießen, mittels Balanced Scorecard und Prozessen im Unternehmen operationalisieren oder per Roadmap in ein Umsetzungsplan überführen.

Was – Kreis (engl. ‚What‘) – „Was tun wir?“

Das ‚Wie‘ (und damit auch das ‚Warum‘) wird vom Was-Kreis umschlossen – die Ergebnisse, Produkte, Outputs, Dienstleistungen und Unterlagen.

  • Welche Wertangebote verkaufen wir?
  • Was bieten wir den Kunden an Mehrwerten?
  • Was machen wir anders als der Wettbewerb?

Das ‚Was‘ lässt sich zum Beispiel mit dem Value Proposition Canvas, dem Projektstrukturplan, dem Feature Tree oder dem Service Katalog beschreiben.

Laut Sinek sprechen Fragen und Botschaften nach dem ‚Was‚ im menschlichen Gehirn nur den Neocortex und seine Ausprägung für Ratio und analytisches Denken an. Es zählen Daten, Zahlen und Fakten. Gefühle und Verhalten bleiben außen vor.

Fragst Du jedoch nach dem ‚Warum‚ und dem ‚Wie‚, wird das Limbische System aktiviert. Die Funktionseinheit ist im Gehirn für Emotionen, Vertrauen und Bauchgefühl zuständig.


Anwendung

Den Golden Circle kannst Du allein für Dich allein, in der Arbeitsgruppe oder für ein ganzes Unternehmen anwenden. Nachfolgend die Schritte für den Einsatz im Workshop.

1. Workshop vorbereiten

Zeichne die drei Kreise ‚Was‘, ‚Wie‘ und ‚Warum‘ des Golden Circles auf ein Whiteboard oder Flipchart. Alternativ pinnst Du eine Vorlage auf eine Metaplan-Wand oder projizierst die digitale Fassung per Beamer an eine weiße Wand.

Lege Stifte und Klebezettel bereit und ernenne bei Umsetzung im Team einen Moderator und einen Protokollanten. Übersteigt die Gruppengröße sechs Personen, dann solltest Du Teilgruppen bilden, die parallel an mehreren Golden Circles arbeiten.

Notiere ebenfalls den Sachverhalt gut lesbar für alle auf eine Karte. Das kann beispielsweise ein Projekt, ein Produktangebot oder ein neuer Service-Bereich sein.

2. Das Warum – Wie – Was beantworten

Jeder der Teilnehmer der (Teil-)Gruppe nimmt sich für jeden Kreis 3 Minuten Zeit, notiert seine Ideen auf den Klebezetteln. Wichtig ist die Reihenfolge, beginnend mit dem ‚Warum‚, dann ‚Wie‚, schließlich ‚Was‚.

3. Ergebnisse reflektieren und konsolidieren

Jeder Teilnehmer der (Teil-)Gruppe(n) heftet seinen Klebezettel in das Golden Circle Modell und erläutert seine Überlegungen. Die Beteiligten haben nun die Aufgabe innerhalb von 10 Minuten die Ideen zu konsolidieren und sich auf eine Fassung zu einigen.

4. Golden Circle mit anderen Teilgruppen abstimmen

Arbeiten mehrere Teilgruppen parallel am Golden Circle stimmen sich in diesem Schritt jeweils zwei Teams miteinander ab. Erneut besteht das Ziel darin, die verschiedenen Fassungen der Teilgruppen in eine gemeinsame Version zu überführen.

5. Golden Circle feinschleifen und kommunizieren

Bei parallel arbeitenden Teilgruppen stellt nun jede Gruppe ihren Golden Circle vor. Techniken wie die Ideenbewertung helfen das Herunterdampfen auf eine finale Fassung. Diese wird ebenfalls sprachlich feingeschliffen. Zudem bestimmt die Gruppen Kommunikationsmaßnahmen an weitere Stakeholder samt Verantwortlichkeiten.



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Beispiele

Golden Circle für Apple, Inc.

Laut Sineks TEDx-Rede gestaltet sich der Golden Circle für das Technologieunternehmen Apple wie folgt:

  • Warum: Apples Ziel: „Wir glauben daran, den Status Quo zu hinterfragen und dies anders zu tun.“
  • Wie: Apples Handeln: „Unsere Produkte sind wunderschön gestaltet und einfach zu bedienen.“
  • Was: Apples Ergebnis: „Wir bauen Computer.“

Golden Circle für den Consulting Methodenkoffer

Seit 2017 arbeite ich stetig an den Inhalten des Consulting Methodenkoffers. Während der Entwicklungsarbeit habe ich ebenfalls Sineks Golden Circle angewendet.

  • Warum: „Der Consulting Methodenkoffer befähigt Wissensarbeiter ihre Kunden in Projekten methodisch zu führen, zu begeistern sowie das Vorhaben effizient abzuwickeln.“
  • Wie: „Die Consulting Methoden sind einheitlich strukturiert, einfach zu finden und praxisorientiert beschrieben.“
  • Was: „Der Consulting Methodenkoffer enthält eine wachsende Anzahl von digital verfügbaren Beratertechniken.“

Vor- & Nachteile

Pro

  • Der Golden Circle diszipliniert den Hauptzweck einer Sache zu hinterfragen und bei der Kommunikation von Innen-nach-Außen – beginnend mit dem ‚Warum‘ – vorzugehen.
  • Der flexibel anwendbare Ansatz ist rasch erlernbar und brauchbar für die Diskussion. Drei Kreise sind schnell an ein Flipchart bzw. auf ein Blatt Papier gezeichnet. Anschließend kann sofort die Suche nach dem Zweck beginnen.
  • Das Modell und die damit verbundene Frage nach dem ‚Warum‘ regen zum Handeln an – ganz gleich, ob es sich um eine kleine Aufgabe, ein ausgewachsenes Projekt oder um ein tiefgreifendes Änderungsprogramm handelt.

Contra

  • Der Golden Circle unterteilt seine drei Bereiche nicht. Welche typischen ‚Warums‘ gibt es für Unternehmen? Was sind klassische ‚Wies‘ bzw. ‚Was‘? Ein Klassifikationsschema würde das Konzept nützlicher machen.
  • Nicht immer ist eine Grundsatzdiskussion nach dem ‚Warum‘ hinter einer Angelegenheit nötig, wünschenswert bzw. zeitlich möglich. Manchmal muss einfach eine Aufgabe rasch erledigt werden. Anschließend werden der Sinn und Zweck dahinter klar.
  • Persönlich hätte ich die Kreise ‚Wie‘ und ‚Was‘ miteinander vertauscht. Daher: Erst das Ergebnis, dann die Umsetzung. Weshalb Simon Sinek die Reihenfolge Warum-Wie-Was gewählt hat, wurde mir auch nach langer Recherche nicht klar.

Praxistipps

Tipp 1 – Per Five-Why Fragen den Zweck aufspüren

Die Five-Why Fragetechnik unterstützt Dich beim Finden des Warums, ganz gleich, ob Du beim Was oder beim Wie ansetzt. Stelle Dinge und Abläufe in Frage, beispielsweise…

  • Warum wird ein bestimmtes Ergebnis angefertigt?
  • Weshalb läuft ein Geschäftsprozess auf eine spezifische Weise ab?
  • Wieso gibt es ein Produkt am Markt?
  • Aus welchem Grund besteht die Kooperation mit einem Partner?
  • Weswegen ist eine Unternehmensvision wie sie ist?

Tipp 2 – Als Simon Sineks Golden Circle vorstellen

Aus meiner Erfahrung lässt sich das Konzept des Golden Circles bei Kunden, Kollegen und Vorgesetzten einfach verankern, wenn Du es direkt im Zusammenhang seines geistigen Schöpfers Simon Sinek nennst – damit „der Golden Circle von Simon Sinek„.

Zusätzlich kannst Du ‚Management-Vordenker‘ und ‚US-Amerikanischer Motivationssprecher‘ anstellen, sollte Simon Sinek für sich noch nicht ausreichend Eindruck vermitteln.

Tipp 3 – Das Warum über die Werte bestimmen

Im Kern des Warums einer Sache stecken die Werte des dahinterliegenden Akteurs, Bereichs bzw. Unternehmens. Dabei ist ein Wert eine Eigenschaft, Qualität bzw. Ideal. Finde die Werte und damit das Warum. Einige Schlüsselfragen:

  • Was ist uns wichtig?
  • Was möchten wir bewegen?
  • Wie wollen wir die Welt verbessern?

Werte binden Tätigkeiten, Aufgaben und Routinen an größere Themen.

Lesetipp

Alle Details zum Modell des Golden Circles findest Du im Sachbuch von Simon Sinek Frag immer erst: warum: Wie Top-Firmen und Führungskräfte zum Erfolg inspirieren*. Das 220-seitige Werk ist auch als knapp 8-stündiges Hörbuch erhältlich.


Ursprung

Der Golden Circle geht auf den Britisch-Amerikanischen Autor, Motivationssprecher und Organisationsberater Simon Sinek zurück.

Sinek studierte Jura und Ethnologie in den USA und England und publizierte 2009 sein erstes Buch Start with Why*. In diesem stellte er auch den Golden Circle vor. In den vergangenen Jahren ist das Konzept und sein Urvater in Managementkreisen sehr populär geworden.

Warum der Kreis ‚Golden‘ heißt, konnte ich nicht herausfinden. Simon Sinek arbeitete in der Werbeindustrie und wusste wohl beim Ersinnen des Konzepts sehr genau, dass sich ‚Golden‘ besser verkauft als sperrige Begriffe wie ‚Conceptual‘ oder ‚Entrepreneurial‘. Auch ist vielen Personen das Konzept des Goldenen Schnittes sicherlich noch aus der Schule bekannt.


Bonusmaterial

Simon Sinek/TEDx-Talk: How great leaders inspire action (18,5 min) – Sinek erklärt das Konzept des Golden Circles anhand praktischer Beispiele in einem sehenswerten TEDx-Vortrag

Warum stehst Du morgens auf? Warum gibt es Dein Unternehmen? Dein Warum sollte der Grund, dein Ziel, deine Überzeugung sein, die dich dazu inspiriert, das zu tun, was Du tust. Wenn Du Deine Gedanken und Handlungen und Gespräche mit einem Warum beginnst, inspirierst Du auch andere.

Simon Sinek, Britisch-Amerikanischer Autor

Hat man sein Warum des Lebens, so verträgt man sich fast mit jedem Wie.

Friedrich Wilhelm Nietzsche, deutscher Philosoph

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